Süden, Sonne und…

So 30.8.15

… 560 km bis nach Faro – ein Fahrtag der allerersten Güte. So lässt sich leicht Strecke machen und vor allem gerne! Morgens schon ganze 1 Grad (es hat gefroren in der Nacht und die Moppeds sind weiß!) und die Sonne scheint. Schnell schieben wir die Mädels in die Sonne, denn so packt es sich leichter im „Warmen“ und der Sitz wird abgetaut und aufgewärmt. Wir fahren noch schnell über eine kleine kurvige Straße auf die Aussitzsplattform über Dawson und sehen den Zulauf vom Klondike in den Yukon und wie sich das Wasser 100-te Meter getrennt hält. Man sieht dies an den unterschiedlichen Farben, der Klondike dunkel und klar, der Yukon ob seines höheren Fließtempos aufgewühlt und trübe hell. Welch ein Ausblick. M. fragt nach Frühstück , Kaffee oder Tee hier oben. Aber auf die Idee sind schon andere gekommen – wir sind mal nicht die ersten – der Tisch ist besetzt und ich hab keine Lust, alles auszupacken. Wir genießen einen Augenblick die Sonne und Aussicht und verkrümeln uns wieder, gerade rechtzeitig, bevor die anderen Massen einfallen. Noch ein herrlicher Kaffee aus einer echten Tasse in der Sonne im Ort, tanken und ab die Post. Auf nach Faro. Die Sonne begleitet uns heute viele Stunden, mit Heizweste bei konstanten 5 – 7 Grad sind sogar Finger und Füße warm. Es geht über den Pellyriver nach Carmacks zur Tanke, aber die haben nur Wasserkakao, Fuschcappuccino oder den allseits beliebten abgestandenen Kaffee. Nein danke, da setz ich mich lieber auf die Treppe und knabbere mein „Cookiebrot“ (Bananenbrot mit Schokostücken alla Cookiemanier). 

Weiter geht es zig km den Little Salmonlake entlang. Wunderschön, immer auf der einen Seite am Wasser entlang, das die lichter werdenden Bäume stets preisgeben, auf der anderen Seite die „Berge“, immer in der Sonne, immer kurvig ohne Verkehr. So liebe ich das. Die Berggipfel in einigen Hundertmetern Höhe haben allesamt frische Schneegipfel. Man kann die Linie der Schneegrenze gut verfolgen.

In Faro angekommen macht uns das Hotelrestaurant vor der Nase zu, weil sie heute um 20.00 einen „großen Tisch haben“. Na gut, dann eben nicht, draußen vor der Tür gibt es einen Tisch unter Bäumen und kalte Küche gibts immer – vor allem wenn der Wind derart pfeift. Aber wir haben gerade eben die Ketten eingesprüht, da wollen wir lieber erst was essen und dann das Zelt aufbauen fahren. Fast satt erwischt uns die Managerin des Hotels von gerade eben und bietet uns netterweise Chickenfingers mit Frenchchips an. Wir können einer so netten Geste nicht widerstehen, aber wir hätten es tun sollen. Der Tee und der Kakao waren gut, aber der Rest…. Wie sagte ein Arbeitskollege von M.? Ich habe schon besseres Essen stehen lassen. Dafür sehen wir 3 Stachelschweine, das tröstet uns darüber hinweg, auch wenn sie sich nicht fotografieren lassen. Jedesmal sind sie schon weg, eh wir gedreht haben,

Hoffen wir, dass die Bären genauso pappesatt sind und uns in Ruhe lassen. Vielleicht wollte die Managerin auch nur noch schnell ein Zimmer an uns vermieten. Aber ich schließe mal von der Qualität des Essens auf die des Zimmers und für 160 Dollar riskieren wir die 2 Dollar für den Basic-Campground mit Selfregistration und Plumpsklo ohne Dusche. Ist eh zu kalt dafür. Das schrubbe ich alles wieder runter, wenn es wärmer ist. Ready ist auch wieder voll eingesaut, da muss ich nicht glänzen und unter all den Lagen Stoff kommt auch nicht viel nach außen. Zum Glück gibt es ja noch kein Geruchsinternet.

Ein Gruß an alle F-Fahrer, die hoffentlich alle wieder heil vom Treffen nach Hause gekommen sind, und an alle anderen

Eure B.

Wie in der Eifel oder Blümchenpflücken, die erste und zweite

Edit: Wir haben noch Glück mit dem Sturm gehabt, südlich und nördlich gab es richtig dickes Unwetter mit Tornado und so – und wir waren also genau dazwischen, haben die Randbereiche mitbekommen, aber nicht das Schlimmste. Wir hatten den einzigen Ort gewählt, der glimpflich davon gekommen ist. Außerdem hat uns der Mcdoof-Manager betuppt. alle Coupons sind ungültig. Also richtig betitelt!

Falls ihr jetzt irritiert seid: Ja, es sieht hier aus wie in der Eifel, weil M. doppelt so viele km durch die Nebenstrecken fährt, denn da sind endlich mal wieder Kurven zu finden. Endlich mal wieder, anstatt permanent gerade aus. Da kann man auch Dosenbahn fahren, die nennen sich hier freeways, und kosten deshalb meist Geld!

Und Nein, wir sind NICHT gestürzt, auch wenn ich wieder genau weiß, warum ich seid 5 Jahren mehrfach jährlich Trainings (verschiedenster Art on- wie offroad) absolviere und dies nur jedem anrate: Seid ich offroad fahre, fahre ich anders auf der Straße. Aber wieso dann Blümchenpflücken? Gab es etwa Flugstunden??? Gemach, gemach! Eins nach dem anderen.

Wir kommen wieder mal nicht richtig in die Pötte, obwohl wir immer die ersten sind, die auf dem Campingplatz aufstehen. Aber es ist schön zu trödeln, mein Buch gerade so spannend, der Kaffee bei mcdoof so lecker und das wifi-skypen mit den lieben Kleinen zu Hause so seelenbalsamierend. 🙂 Endlich on the road haben wir heute bei herrlichem Sonnenschein keine Lust auf Strecke machen, suchen lieber die Kurven, auch wenn es doppelt so weit ist. Irgendwann überlegen wir uns, mal ein Päuschen einzulegen. Da finden wir nach exakt 100,0 km einen wunderschönen alten Chevrolet Impala am Straßenrand, herrlich restauriert, in rot innen und außen weiß. M. kann nicht widerstehen. Er MUSS ein Foto haben, dreht und springt auch gleich vom Mopped.

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Ich dagegen sehe nur das Schild dort am Haus. Dort könnte man doch auch einen kleinen Drink bekommen. Gesagt getan und so tauchen wir gleich in eine andere Zeit ein. WAS FÜR EIN LOKAL. Ich bitte M. noch ein paar Fotos für das Innenleben aufzusparen. Genial, Bilder aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts bis über die Schwarzweißfilme hin zu „heutigen“ Musikgrößen wie Jonny Cash etc.hängen bis unter die Decke.

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_MG_0080 Especially für die Jugend _MG_0084 Nach M.s Mopped wurde sogar schon eine Straße benannt (;-)

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Wir entschließen uns zu einem kleinen Happen: Einem Weißnichwie-RIP-Sandwich. Es war tatsächlich ausschließlich Brötchen mit hauchdünnen Fleischscheibchen, aber was für welche!!! Es schmeckte nach Rauch und zerging auf der Zunge. Ich fragte nach der Machart, und wirklich, es wird zuerst Steakfleisch im Smoker stdlang. geräuchert, in feine Scheiben geschnitten und dann gebraten. Ein Gaumenschmauß! Wie gut, dass wir der Empfehlung der Dame gefolgt sind.

Nun ist es schon 4 und richtig vorangekommen sind wir noch nicht. Na egal. Noch in Gedanken von dem örtlich berühmt-berüchtigten Lokal fahren wir auf eine Kurve zu. Ich sage nur ein Wort und jeder Biker weiß, was das heißt: Splitt! M. fährt Ideallinie und versetzt hinten, fährt aber unbeirrt weiter. Ich dagegen will lieber außen um den dicken Kram rum, in der Hoffnung, dass der Splitt selten überall gleichmäßig verteilt ist. War er auch nicht, aber der feine Splitt in der Mitte der Straße lässt auch mein Hinterrad wegrutschen. Normalerweise würde jetzt folgendes passieren: Hässliche Geräusche von aufjaulendem Mopped und hässliche Ausdrücke die meist mit Sch… anfangen (piep – wir haben ja mitlesende Kinder!) – weitere Hottorszenarien ersparen wir uns! Wie gesagt: Normalerweise und vor 5 Jahren wäre ich hier auch SICHER gestürzt. So aber nicht heute. Wie schon öfters in Europa geübt heißt das: 1. Motorrad aufrichten/einfangen, 2. schlingernde Fuhre stabilisieren 3. bremsen mit weit nach vorne gerichtetem Blick 4. chickenway suchen 5. den auch FAHREN und sicher anhalten. Das liest sich alles minutenlang, reale Dauer aber nur 2 Sekunden. Okee theoretisch geht das immer alles einfach, aber zugegeben, auch hier gab es Komplikationen: Durch die Änderung meiner „Ideal“linie war ich ohnehin schon auf dem Mittelstreifen. Durch das Wegrutschen ging mir die Straße nach links aus, was bedeutete, dass ich auf den Randstreifen ausweichen musste. Auch wenn ich keine Angst (mehr) vor offroad/Randstreifen habe, so fiel der doch innerhalb von nur 70 cm Breite ca 2 m tief steil ab. Hüfthohes Gras ließen die tatsächliche Tiefe und den evtl vorhandenen Wasserstand im Unklaren. Ich wollte das ehrlicherweise aber auch nicht ergründen, wusste ich doch, dass ich – einmal da drin – nie wieder rauskommen würde. So versuchte ich also bremsenderweise mit Straßenreifen auf dem Randstreifen anzuhalten. Ging natürlich nicht – Splitt und feuchtes Gras mit Straßenreifen – keine Chance. So rutschte ich über die Kante Richtung unten. So langsam wie ich mittlerweile war, hab ich sie einfach rechts in den Hang abgewürgt und dort „geparkt“, abgestiegen und auf M gewartet, wusste ich doch, dass alle meine Versuche, die Fuhre selbst zu retten, in noch größerer Bredouille enden würden. Ready pflückte also einige wenige Blümchen – ich konnte ihn nicht davon abhalten. Aber auf Wunsch einer einzelnen Dame gab es nur die obere Hanglage zur Auswahl. Die tieferen Regionen waren nicht freigegeben. Meine Aufregung tendierte gegen null. Es war weder mir noch Ready was passiert und die Szenarien hatte ich zuvor oft genug geübt und waren bekannt, so dass ich sie zum Glück nur abrufen musste.

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Wir fahren also weiter und suchen uns nach weiteren 100 km einen Macdoof in Prairie du chien (übersetzt aus dem Frz: Hundeprärie) für die Kaffeepause. Während wir dort so sitzen und über den Campingplatz etc sinnieren, fragt der Nachbar am Fenster: Sorry Mam, ist dies ihr Motorrad. Sch… ja!!! Sie lag auf der Seite! Ich hatte doch gerade noch geschaut und alles war ok, wie ist das denn passiert??? Tja, der Parkplatzasphalt war bei der Hitze von 30 ° zu weich und zu dünn, um mein Mopped auszuhalten und ist nach 1 Std Widerstand über den Seitenständer im Boden versunken. Da M. noch eine Verbreiterung drunter hat, blieb seine stehen. Unglaublich, jetzt muss man schon eine extraplatte auf Asphalt unterlegen, damit sie nicht kippt. Der Manager wollte uns als Wiedergutmachung freien Verzehr für den heutigen Tag zubilligen – für 30 Dollar!!! Ganz ehrlich, das habe ich selbst mit allen meinen Kindern noch nie bei denen ausgegeben. Wie hätte ich das zu zweit schaffen sollen und dann noch auf so einen herrlichen Rib-burger handmade obendrauf??? Nach langer Diskussion war Mcdoof bereit, Coupons im Wert der abgebrochenen Zusatzfußraste zu „spendieren“. Leider ist auch das Gegenstück für das Schloss des linken Koffers zerbrochen, was ich aber erst auf dem Campingplatz gesehen habe.  Man stelle sich das vor! Zweimal lag sie, einmal rechts und einmal links an nur einem Nachmittag.

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Fazit: Mögen alle unsere Erdkontakte auf der Reise so glimpflich ausgehen wie diese beiden!!!

Zum Trost haben wir uns noch nett mit James, dem Tschechoslowaken und Terry, dem Flussschiffer unterhalten, die uns wegen drohende Gewitterstürme den Weg nach Norden empfohlen haben. So sind wir noch knapp 100 km weiter fast immer den Mississippi entlang gefahren. Eine herrliche Strecke, nur schade, dass es schon dunkel wurde. Wahnsinn! Jetzt fahren wir an einem der berühmtesten Flüsse mit den eigenen Maschinen entlang!

By the way: von James weiß ich, dass Dvorak genau hier in dieser Region gelebt und seine 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ geschrieben hat. So habe ich seine Musik im Kopf, als wir den Mississippi entlang fahren. Jawoll, genau das muss er gesehen haben, wie sich der Fluss auf fast 2 km öffnet, wie er dann sanft plätschert, säuselt. So wie die Musik eben. Aha, das hat er also gemeint. Ich hätte gedacht, er spricht von der Weite der Kornfelder. Vielleicht sollte ich das mal irgendwann genauer recherchieren, wenn ich mal Zeit habe ;-).

Wir müssen endlich lernen unsere Zeit besser einzuteilen! Jedesmal gibt es nur ein schnelles bis gar kein Abendbrot und den Aufbau des Zeltes im Wettlauf mit den Mücken in der Dunkelheit… (Ich lasse dabei lieber meine komplette Montur an, auch wenn es heiß wie in der Sauna ist). Heute ist deshalb der Speisesaal auf 2 qm begrenzt, weil wir IM Zelt essen.

Ein ereignisreicher Tag geht mit Getute der nahen Eisenbahnlinie und dem Bollern der nahen Schiffsmotoren zu Ende.

Mögen alle Daheimgebliebenen gesund und munter sein. VGB.

PS: Liebe Eltern, wir haben schon 3 mal versucht, euch anzuskypen. Ihr seid immer offline. Meldet euch mal on. Ggf. ruft D. an…

Add: Heute Nacht um 2 holte uns der Gewittersturm ein. Der beste aller Reisegefährten bemerkte es rechtzeitig und hatte beim Gewitterleuchten schon das Zelt abgespannt und gesichert. Aber unter Gewitterleuchten müsst ihr euch permanentes Blitzen vorstellen. Dann kam der Wind, dann die Donner von rechts. Aber zum Glück bog der Sturm vor uns ab. Glück gehabt, ich atme auf und versuche wieder einzuschlafen. Zu früh gefreut, 30 min später: Der Sturm kehrt zurück – er hat wohl noch was vergessen… so ein Mist. Könnt ihr euch vorstellen, wie laut es im Zelt ist, wenn der Wind heftig dran rüttelt und es aus Eimern schüttet? Dann die permanenten Blitze und das herannahende Donnern. Puh, ich habe nicht nur ein Gebet zum Himmel geschickt, das könnt ihr mir glauben. Ich mache kaum ein Auge zu, während mein Göttergatte neben mir leicht schnarcht. So eine Gemeinheit! Die dichtesten Donner sind immer noch 300 m entfernt, und am nächsten Morgen fragen uns reihum die Nachbarn, ob wir nass geworden sind. Nein, sind wir nicht, wir haben gute Ausrüstung. Aber DAS hätten sie mich doch mal früher fragen können und mir Asyl anbieten können. Na, das habe ich jetzt gefunden. Wir sitzen im Café und genehmigen uns erstmal einen gescheiten Kaffee, während draußen die Mädels schon wieder braten.

Niagara Falls

Ich fahre seit einer Woche hier in Amerika rum und denke die ganze Zeit, hier stimmt was nicht. Mein Körper ist da, aber der Rest noch nicht. Irgendwie alles unwirklich. Ich habe doch 30 Jahre davon geträumt, da müsste doch mehr Freude als normales Urlaufsfeeling sein. Jep! Tut es auch. Und zwar genau jetzt, wo ich vor den Niagarafällen stehe. Ich fange an zu heulen, fange an zu begreifen, dass mich die Gischt nass macht, es riechen kann, das donnernde Wasser hören und sehen kann. Was war ich neidisch auf meinen angeheirateten Neffen, der vor 2 Jahren dort war und nun stehe ich selber da. Um mich herum noch wenig Leute, die das zum Glück nicht mitkriegen, weil sie selbst derart beeindruckt sind. Abgesehen von den Fällen selbst, so bin ich mindestens genauso beeindruckt von den Wassermassen, Stromschnellen und dem breiten Fluss selbst. Wahnsinn! So viel Wasser, das in einer Höllengeschwindigkeit durchrauscht! Man kann mit Schiffen, die vollgepfercht mit roten oder blauen Leuten sind (weil sie rote = kanadische oder blaue = amerikanische Plastikumhänge tragen) direkt vor die Fälle fahren und sie dort ca 2 min. lang bestaunen, bevor das nächste Schiffe bereits ankommt. Oder auch mit dem Helikopter die Fälle umrunden. Für beides fehlt mir der Nerv. Ich bin ohnehin schon beeindruckt genug (ja, ihr habt recht: vor der Schiffschaukel kneife ich und der Heli ist mir zu teuer. 😉 …)

Wir sind ohne Gepäck mit nur einem Mopped/ und ich HINTEN DRAUF!!! (HUAH!!!) in aller Frühe los, vor den Massen, vor den MIST-Schiffen (nicht falsch übersetzt, MIST ist der engl. Ausdruck für Dunst/Gischt). Ich stehe zuerst auf amerikanischer Seite und empfinde die Fälle als deutlich kleiner als ich sie mir vorgestellt habe. Dass sie nicht so hoch sind, wusste ich vorher, aber dennoch hätte ich sie gigantischer mir vorgestellt. die kanadische Sicht auf die Fälle soll schöner sein. Ist sie auch, wie wir nach langem Braten in praller Sonne erfahren dürfen, weil die Grenzbeamtin uns nach 5 min. Glauben schenkt, dass wir auf Tour nach Alaska sind, obwohl wir keinerlei Gepäck bei haben, welches wir doch noch auf dem Campingplatz haben und gleich noch zusammen mit dem 2. Mopped holen wollen…. Jaja, ihr habt recht. Soviel Aufwand für einen einzigen Blick auf die Fälle. Aber wir sind in Europa echt verwöhnt mit den Grenzübertritten. Da fährt man mal eben ein kleines Toürchen über Belgien, Holland und Luxemburg zurück nach Hause….

 

Es wird schnell voll. Den Trubel um mich herum kann ich nur schlecht vertragen, so sind wir froh über die ruhige Stunde, die wir gehabt haben und vergessen die 10 dollar Parkgebühren (dafür waren die Fälle ja eintrittsfrei) und fahren zurück zum Zelt um abzubauen. (Die Moskitos sind so aggressiv, dass ich nur in voller Montur bei 30 °C abbaue. Ätzend! Selbst duschen hilft nicht. Die Viecher wissen nach max. 60 sec. dass ich wieder da bin!

Nachtrag:

Herzlichen Dank an Carol, Cathy, Dominik und Ken. Ich wollte hierher, um die Menschen hier kennen zu lernen, ihre Ideen und Sichtweisen … Nun weiß ich, dass trotz Obamas Bemühungen die Krankenversicherung pro Monat etwa doppelt so teuer ist wie bei uns. Das hätte ich nicht gedacht. 1100 Dollar pro Monat wollen auch erst mal erarbeitet sein. Dank Carols unendlicher Gastfreundschaft mussten wir das Ausprobieren unseres nagelneuen Campingkochers auf später verschieben. Sie verwöhnte uns mit allerlei Grillherrlichkeiten. Ihr RV (recreational vehicle) ist irre beeindruckend gewesen. Think big! Der Campinganhänger meiner Eltern passt dort 3 mal rein – mit allem pi pa po. Sogar mit Garage für die 2 Harleys. Und welchen Führerschein braucht man? Nur den normalen Autoführerschein. Irre, oder? Bei uns bräuchte man mindestens den LKW-führerschein, wenn nicht sogar für Sondertransporte! Manche von diesen Dingern fahren nicht selbst, sondern werden von Autos gezogen. Die haben dann 350 PS – wie kriegen die bloß diese Kraft auf die Straße, ohne dass die Reifen durchdrehen. Wie ihr seht, ich habe davon überhaupt keine Ahnung und kann nur staunen.

Eine kleine Landschaftsbeschreibung gefällig?

In den USA gibt es sie tatsächlich zu hauf: winzige Holzhäusschen auf irregroßem Grundstück, mit stets frisch gemähtem Rasen! Selbst der Straßenrand ist stets frisch gemäht, auch wenn man denkt, der ist doch gerade erst gemäht worden, wird er bereits wieder gemäht. Blumen habe ich nahezu keine gesehen, am Straßenrand dagegen viele orangefarbene Taglilien. In Kanada dagegen fallen einem sofort die liebevollen Blumentöpfe z. B. am Briefkasten, der am Straßenrand steht, auf. Die Straßen sind tatsächlich quadratisch angeordnet. 

Auch wenn ich das alles schon mal gehört hatte, so ist es etwas ganz anderes, das selbst zu erleben. Ich kann jedem nur empfehlen sich selbst auf den Weg zu machen. Es ist wundervoll!

Bitte nicht ungeduldig werden, Bilder kommen. Markus arbeitet dran, dass wir die Bilder hochladen können.

Herzliche Grüße an die Heimat

eure B. 

 

Es geht los! NY

Herrlich, nach all dem Stress und Chaos der letzten Tage läuft mal was rund: Ohne Stau durch den Berufsverkehr zum Flughafen Düsseldorf, ohne Schwierigkeiten durch die Kontrollen, pünktlicher Abflug und Ankunft um 11.45 Uhr Ortszeit und nach viel Lauferei von einem Ende des Flughafens zum anderen und wieder zurück (in Shuttlebussen für umsonst!!! ) haben wir jetzt die Freigabe für unsere Moppeds. Der Zollbeamte hatte entweder keine Ahnung, was er mit den ganzen Papieren machen sollte, oder er war nur genervt und sehnte sich nach Feierabend. Jedenfalls interessierte ihn nicht wirklich unser Stapel Papiere. Wir können die Mädels abholen! Yeah! zurück an der Cargohalle: Der Zollbeamte hat die Kohle nich einkassiert. Die Dame verdreht die Augen! In Anbetracht der 30 °C und der 2 Busse hin und 2 Busse wieder zurück, erklärt sie uns, dass sie Verständnis für uns hat und nimmt das Geld bar an! Ehe wir die abenteuerlich verzurrten Mädels von der Palette schneiden (!!!) – ihr habt richtig gelesen, und das aus dem Regelland Deutschland – ist es 18.00 Uhr Ortszeit, ehe wir aus NY raus sind und ein Plätzchen für unsere müden Häupter gefunden und das Zelt aufgebaut haben ist es doch schon 23.00 Uhr – nach Heimatzeit also 5.00 Uhr morgens. Wir sind 24 Std. auf den Beinen und das merke ich auch! 

Am nächsten Morgen heißen uns die Vögel herzlich willkommen. Es ist schon 11.00 zu Hause, kein Wunder, wenn wir wach sind. Hier sind es erst 5 Uhr und der Campingplatz noch himmlisch friedlich. Alle Duschen für uns – ich erwische die, die nur kaltes Wasser rausrückt. Egal! Dafür erzählt M. hinterher, dass ich das „Haustier“ des Platzes verpasst hätte: Ein Schwarzbär, der zwischen den Campern von einem Stuhl zum nächsten tapert und alles untersucht. Mist! Das wäre was, die erste Nacht und schon einen Bären! Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Dafür hab ich dann Streifenhörnchen gesehen, die keine 2 Meter entfernt im Gelände herumalberten. So klein wie Mäuse mit langem Schwanz. Und ich dachte, die sind so groß wie Eichhörnchen… Anscheinend wie bei den Hunden eine Rassenfrage!

Mein erster Eindruck: NY kommt mir vor wie Köln – das altbekannte Verkehrschaos, Trubel, stickige Luft und dieselben Hochhäuser. Auf den zweiten Blick am nächsten Tag muss ich mich revidieren, die Häuser sind doch mächtig hoch!!! Außerdem ist die Stadt mächtig groß. Es dauert ewig, aus NY raus zu fahren. Auch wenn kaum einer lächelt, sind alle Leute sehr hilfsbereit, wiederholen geduldig, wenn ich nichts verstanden habe. Hier arbeiten viele Leute, die in D-land längst eingespart worden wären: Einweiser für die richtige Schlange, Aufpasser an Türen, Aldikassierer legen einem die Ware persönlich in den Korb und geben mir keine Chance, selbst Hand anzulegen…

Herzliche Grüße an alle Daheimgebliebenen! B.

Ohne EPA geht nichts, oder Amerika kann kommen

„Wenn Ihr eure Motorräder per Schiff oder Flugzeug in die USA einführen wollt, denkt an die EPA, sonst kommt ihr nicht rein“ lautet der gute Tipp von Julia von den Fahrbelwesen.

Bei EPA fällt mir spontan die Einmannpackung der Bundeswehr ein. Ihr wisst schon (entsprechendes Alter vorausgesetzt), das Unterwegsgaladinner mit den „leckeren“ Dauerkeksen. Der Name Panzerplatten kommt nicht von ungefähr…

Aber das Ganze hat nichts mit Essen zu tun. Es geht darum, dass unsere Motorräder nicht den amerikanischen Abgasbestimmungen entsprechen. Wie jetzt?! Nagelneue Motoräder (die übrigens auch in den USA verkauft werden) entsprechen nicht den Abgasbestimmungen?

Die schon, aber der obligatorische Aktivkohlefilter für den Kraftstofftank fehlt bei unseren. Dieser soll verhindern, dass der im Tank verdunstende Kraftstoff in die Umwelt entweicht (von welch gigantischen Mengen reden wir denn?). Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder für teuer Geld nachrüsten oder eine Ausnahmegenehmigung bei der EPA ( der Amerikanischen Umweltbehörde) beantragen. Diese gilt für maximal 1 Jahr, dann muss das Fahrzeug wieder ausgeführt werden.

Aber zum Glück ist die ganze Prozedur recht einfach: Man muss die EPA per Email kontaktieren, inklusive eines unterschriebenen Anschreibens (eingescannt per PDF) mit dem Grund für die Fahrzeugeinführung, der Adresse in den USA, dem Zeitraum sowie den persönlichen Daten (Name, aktueller Wohnsitz), den Fahrzeugdaten, einem Eigentumsnachweis und dem ausgefüllten Vordruck EPA Form 3520-1

Nach 3 Wochen bekommt man, wie in unserem Fall, die Ausnahmegenehmigung von der EPA, welche man bei der Einfuhr vorzeigen muss. Das Fahrzeug muss nach spätestens einem Jahr wieder ausgeführt werden, ansonsten wird es teuer…

Ja, Amerika wir kommen!!!!