Island 2012 Tag 10

Die Südküste entlang

Es dauert eine ganze Weile, bis wir in die Gänge kommen. Es ist gestern einfach spät geworden. Kein Wunder, wenn es doch immer so lange hell ist. Mit einem ordentlichen Kaffee – perfekt mit Crema und aufgeschäumter Milch aus unserer Handpresso“maschine“ (man/frau gönnt sich ja sonst nix) – geht’s schon besser, trotzdem dauert es noch bis Mittags, bis alles auf die beiden Möppis verteilt ist. Es ist mittlerweile wunderbar warm, windstille 19°C im strahlenden Sonnenschein.

Wir fahren über die 1 in Richtung Süden bis zur Abzweigung 938. Hier verlässt uns sowohl der Asphalt als auch die Sonne, während wir 65 km zum Meer abkürzen, indem wir durch das Öxi fahren. Die „Straße“ steigt stetig bergan, bis uns schließlich die tiefhängenden Wolken einfangen. Brrr! Wie kann das denn sein? Innerhalb von nur 35 km sinkt die Temperatur um 16 °C auf +3 ½ °C. Ich habe Mühe, Markus nicht aus den Augen zu verlieren. Irgendwann ist die Kuppe überwunden, es geht wieder bergab und – oh Wunder – die Sicht wird wieder besser und es wird auch wieder wärmer. Auf Meereshöhe zweistellig und wolkig.

Es geht in weiten Bögen entlang Berufjördur, an Djupivogur (hier holt uns der Asphalt wieder ein) vorbei der Küstenlinie entlang. Immer wieder müssen die einspurigen Brücken gequert werden. Es ist schweinekalt, sehr windig, wolkig. Am Kap Hvalnes biegt die Küstenlienie nach Westen ab. Dort machen wir im Windschatten des Leuchtturmes eine Kaffee- und Mittagspause. Unter uns liegt das Haff – welches immer wieder gerne von Touristenbussen angesteuert wird ob der angeblichen Edelsteine am Strand. Es sieht von hier oben schon merkwürdig lächerlich aus, wie alle Leute gesenkten Hauptes den schwarzen Strand entlang schlendern. Gefunden hat niemand was. Wen wundert’s.

Der Wind bläst eisig, wir wollen lieber schnell einen Campingplatz ansteuern und suchen beiderseitig der Mündung der Jökulsa danach. Ob des weichen, tiefen Schotters mit drohender Flussquerung, steilen Auf- und Abfahrten über losem Geröll geben wir nach mehrfachem Nachfragen endlich auf und ziehen den Campingplatz bei Höfn vor (der Erzählungen nach grottenhässlich, überfüllt und ätzend sein soll) Leider müssen wir den Tunnel nehmen, da die alte Schotter-Passstraße zu unserem Ärger gesperrt ist. Die Ryolithberge im Hintergrund wollen in dieser Waschküche einfach keine Wirkung entfalten. Selbst die Gletscherzungen bleiben unseren Blicken verborgen. Endlich kommen wir um 19.30 Uhr am Campingplatz Lamphus (kurz hinter Höfn) an. Natürlich ist dieser Campingplatz längst nicht so schön wie der vorige („Sandfell“), aber seit dem liegt die Messlatte extrem hoch! Schnell sind die kargen Vorräte (Lachs mit Reis) gekocht und verzehrt. Zwar ist der „Kühlschrank“ groß genug (bei den Temperaturen verdirbt nichts), aber die Transportreserven sind gering.

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