Island 2012 Tag 19

Götterwasserfälle und Zückerchen

Das Barometer und die heutigen Ziele versprechen großes. Doch isländisches Wetter handelt nach eigenen Regeln. Kein schöner Morgen, nur dicke, dunkle Wolken und es ist kalt. Brrrr. Pünktlich zum Abbau des Zeltes fängt es wieder an zu regnen L. Es ist immer ein „Genuss“, bei solchem Wetter das Zelt einzupacken. Wir verzichten auf den Kaffee und hoffen, in einem der umliegenden Etablissements einen zu bekommen. Den gibt es aber nur in der Bäh-Version (Filterkaffee, da Kaffeemaschine kaputt). Flugs verschwinden wir über die 1 in Richtung Berge. Eigentlich sollen sich auch hier rechts und links Gletscher befinden. Wenn wir doch nur mehr als Talwände und Wolken sehen könnten. Wie geht’s weiter? Der Küstenlinie entlang bedeutet einen großen Umweg, dort stiehlt sich die Sonne durch die Wolken. Oder lieber gerade aus über die 1 durch die wolkenverhangenen Berge mit wenig Sicht und reichlich fließend Wasser von oben bei einstelligen Temperaturen? Na gut, wenn schon Ringstraße, dann lieber bei Sch…wetter. In Akureyri laden wir unsere Akkus (Wärmedepots) bei einem herrlichen Cappuccino wieder auf. Diese Stadt gilt als die Hauptstadt den Nordens.

Weiter geht’s zum Godafoss kurzzeitig ohne Regenjacke. Der Name Götterwasserfall entstammt der Zeit der Christianisierung, als die alten Götzenbilder im Wasserfall entsorgt wurden. Aber die alten Götter sind uns nicht hold, die nächste Regenwand jagt in wildem Galopp über den Himmel und 50 km weiter erwartet uns der Myvatn grau in grau. Zum Glück macht der „Mückensee“ seinem Namen gerade keine Ehre, weil zu dieser Zeit zwischen zwei Entwicklungsperioden kaum Mücken stören. So können wir ungestört die Pseudokrater bestaunen und eine Kaffeepause einlegen. Ein letzter Schauer zieht übers Land während wir die Stahlrösser besteigen und den restlichen See umrunden. Am Nordufer machen wir noch einen kleinen Abstecher zu einem Thermalgebiet mit Schwimmbad (20,- Eintritt pro Nase!!!), einer Alternative, falls uns der Wettergott weiterhin zürnt. Entlang ausgedehnter Lavaflächen geht’s weiter Richtung Husavik.

Die Stadt ist hier in grün, dort in orange und weiter hinten pinkfarben dekoriert: Schleifen, Ballons, Figuren, übergroße Bonbons, Lutscher u.ä. Drei Campingplätze stehen zur Auswahl: Der eine ist voll und hässlich, der zweite voll und hügelig ohne gerade Fläche zum Schlafen und der dritte weit ab von den Sanitäranlagen. Wir wählen Nr. 3.

Nach einem kurzen Erkundungsausflug erfahren wir, dass ab morgen ein großes Festival beginnt (das Bonbonfest) und die Stadt noch viele Jugendliche erwartet, auf deren Campingplatz der 18-20-jährigen wir unser Zelt aufgebaut haben. Da wir uns geistig jung fühlen, lassen wir unser Zelt stehen und lassen die Dinge auf uns zukommen. Wir stürzen uns lieber ins Husaviker Nachtleben. In verschiedenen Kneipen, Cafes, Restaurants gibt es Live-Musik. Interessant wie die Stadtbewohner mit bunten Accessoires (orange Zöpfe, pinkfarbene Highheels, knatschgrüne Tops…) ihre jeweilige Zugehörigkeit zu bestimmten Stadtteilen unter Beweis stellen. Nach Mitternacht zieht es uns zur Entspannung in den nahegelegenen, heißen Pool, gespeist von 1000-jahre altem Wasser tief aus der Erde. Bei 5 °C Außentemperatur eine Wohltat!

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