Island 2012 Tag 17

Pingvellir

Bei herrlichem Wetter genießen wir die Ruhe und die Landschaft. Heute soll es zum Pingvellir gehen. Aber über die Straße? Das ist doch langweilig. M. entdeckt beim Kartenstudium eine gelbe Piste: Die F337 zweigt kurz hinter Laugarvatn in die Berge ab. Vorbei am Golfplatz steigt die ausgewaschene, schmale Piste plötzlich steil an. 500 Höhenmeter auf 3 km über dicke, lose Steine. Sch… M. hat den falschen Gang drin und sortiert sich erst mal, während er mir heftig im Weg rumsteht. Ich muss viel zu weit runterbremsen, mein ganzer Schwung ist weg und ich hab keinen Platz, mein Mädel machen zu lassen. Ich denke nur: „Bloß nicht stehen bleiben, hier kommst du nie wieder weg!“ Schwierig, schwierig! „Jetzt ist’s aus“ denke ich. Aber jedes mal rettet mich mein Mädel, findet den Weg zwischen den oder über die dicken Steine. Im ersten Gang kurz vorm Abwürgen springt und holpert mein Mädel willig und brav bis ganz nach oben. Dort holen wir erst mal Luft. Puh! Ich schicke ein Dankgebet an die Offroad-Trainer. Ohne die wären wir beide hier gescheitert. Wir blicken zurück und sind sprachlos – welch herrlicher Ausblick, welch ein Panorama! Weitsicht bis zum Meer und den Westmännerinseln. Dazwischen die mäandernde Flusslandschaft und der Laugarvatn. DAS gibt er nur abseits der Ringstraße zu sehen.

Wir tauchen ein in eine andere abwechslungsreiche Welt. Von der einsamen, wilden moosüberwucherten Hochebene mit Altschneefeldern im einen Moment über hochalpines, vegetationsfreies Felsengestein und ebensolche Geröllfelder im nächsten bis zur windgepeitschten Sandwüste ist alles dabei. Der Weg ist nur so gerade eben durch Reifenspuren im tiefen Sand zu erkennen. Vielleicht sind die Trainingserkenntnisse im Tiefsand zu lange her oder es fehlt an Mut. Mit mehr oder weniger Geeiere wehen uns kräftige Windböen um die Nase. Irgendwann hört auch diese Passage auf und wechselt alle naselang die Landschaft. Wir können nicht genug bekommen und verfahren uns glatt, weil wir die Abzweigung verpassen und müssen wieder 10 km zurückfahren. Normalerweise Grund für schlechte Laune, aber in dieser Landschaft bei solch herrlichen Wegen? Sicher nicht! Irgendwann ist auch dieser schöne Weg zuende, wir kommen wieder auf die Straße und fahren auf ziemlich direktem Weg zum Pingvellir. Ziemlich direkt – denn oben auf der Straße lässt sich rein gar nichts erahnen, welch geschichtsträchtiger Ort sich direkt hinter bzw. unter der Fahrbahnbegrenzung befindet. Wir suchen ein wenig, weil der alte Weg dorthin wegen der Besucherströme unterbrochen wurde. Angesichts der späten Tageszeit ist auch hier nix mehr los. Wir teilen Pingvellir nur mit ca. 60 Gänsen und deren Jungen, was jedem erlaubt, in Ruhe seinen Gedanken nachzuhängen. Nachteil: Es wird schnell sehr kalt. Da es zudem sehr windig ist, machen wir uns bei einstelligen Temperaturen auf den Rückweg.

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