Kjölur – Hochlandquerung
Entgegen jeglicher Wettervorhersage erwartet uns ein kalter regnerisch trüber Tag mit tiefhängenden Wolken. Wir schälen wir uns aus unseren warmen Schlafsäcken und haben keine Lust, das nasse Zelt und die bereits vorgepackten Sachen zu verstauen. Der Campingplatz muss noch bezahlt werden, aber das Büro ist verschlossen und weit und breit keiner zu sehen. Wir basteln aus einer Broschüre einen Briefumschlag, legen Geld rein und wollen dies in den Briefkasten werfen – Fehlanzeige! Also klemmen wir alles an die Tür. Wird sicher nass oder es klaut einer…?!
In Geysir tanken wir die Moppeds noch einmal bis zum Kragen voll und nach 25 km hört nicht nur der Asphalt, sondern auch die Sicht auf. Bei Dauerregen wärmen wir uns in einem kleinen Cafe am Rande der Kjölur auf und tauschen uns mit einem englischen Biker aus entgegengesetzter Richtung über die Beschaffenheit der Piste aus. Eigentlich sollen wir zwischen zwei großen isländischen Gletschern durchfahren. Was muss hier bei gutem Wetter für ein Panorama vorherrschen. Schade. Den Abzweig zum Kerlingarfjöll mit heißen Quellen und Ryolithbergen sparen wir uns (hatten wir alles schon mal in Landmannalaugar!). Aber den kurzen Abstecher nach Hveravellir auf halber Strecke nehmen wir mit. Hier soll es einen heißen Pool geben. Welches Timing!!! Pünktlich zur Ankunft wird der Regen stärker, dafür kommt er jetzt waagerecht bei satten 8 °C. Recht lustlos wandeln wir durch die eigentlich herrliche Landschaft. Überall brodelt und zischt es zu Füßen des (unsichtbaren) Gletschers! Man könnte hier übernachten, in den Pool gehen, dessen Temperatur über drei Rohre geregelt wird: Ein Rohr mit kochend (!) heißem Wasser aus der Thermalquelle und zwei weiteren mit kaltem Wasser. Ein Schild erklärt, wie es funktioniert: Man möge das Rohr mit dem heißen Wasser neben den Pool legen, wenn der Pool zu heiß wird und wieder reinlegen, wenn er zu kalt ist. (In D-land undenkbar. Man könnte sich ja dabei verbrühen…) Aber mir ist nur kalt und ungemütlich! Wir machen uns nach einem Tee zum Aufwärmen zur restlichen Etappe auf. Nach 185 km Waschbrettschotter im Dauerregen ist die Querung geschafft. Irgendwo in einem kleinen Ort ist ein Campingplatz und wir bauen unser Zelt auf. In Anbetracht des Regens stellen wir jegliches Feuer ein und suchen uns lieber ein Restaurant. Kaum umgezogen hört der Regen auf. Tja, das Timing war und ist wohl heute nicht unsere Stärke. Beim Essen überlegen wir die weitere Routenplanung. Auf der Karte sieht alles so einfach und nah aus, aber um nur annähernd in die Westfjorde zu gelangen, müssten wir als Tagesetappe mindestens 350 km (zumeist über langweilige Strecken) in Kauf nehmen oder täglich das Zelt auf- und abbauen und dort einige Tage verbringen. Dann würde aber keine Zeit mehr fürs Whalewatching und die Askia bleiben. Angesichts der isländischen Wetterkapriolen wollen wir nicht unsere Fährverbindung riskieren und entscheiden uns für Variante zwei: Wale, Askia und kein Stress!
Müde und kaputt von der langen Tour durch Regen und Kälte verschwinden wir schnell in unseren Schlafsäcken.