Island 2012 Tag 14

Landmannalaugar: Da wollte ich immer schon mal hin!

Die Sonne ruft: Aufwachen! Kaffeedurst, Frühstück! Der Buttler kommt heute nur langsam in die Gänge, es ist so herrlich, Zeit zu haben. Zu trödeln. Die Tage sind so schön lang.

Auf der F 26 geht es, an der Hekla vorbei (einem der aktivsten und gefährlichsten Vulkane Islands) nach wenigen Kilometern über Piste.

An der Abzweigung zur F 225 treffen wir das deutsch-schwedische Päarchen von Kirk…klaustur wieder. Sie erzählen von ihrem herrlichen Wandertag in Landmannalaugar gestern bei herrlichem Wetter, von den herrlichen Farben, von den Bergen, vom Baden in warmen Quellen und der genialen Atmosphäre. Ja, deshalb sind wir doch hier! Wir schauen in den Himmel, die Sonne versteckt sich hinter Wolken – wie schnell sich das Wetter in Island ändert! Aber egal, wir sind ja nicht wegen des Wetters hier, sondern wegen Landmannalaugar. Soviel von gehört wollen wir es endlich sehen.

Bei Eintritt in die F 225 fängt es an zu regnen. Na Bravo! Die umliegenden Berge verschwinden hinter Wolken und Regenschleiern, trotz ansteigenden Höhenmetern. Das schwarze Band bringt uns zur ersten größeren Furt (Abzweigung: Landmannahellir), dunkel und bedrohlich. Markus bringt sicherheitshalber beide Mädels sitzend und mit den Füßen paddelnd ans andere Ufer. Nachdem das eingedrungene Wasser in die angeblich wasserdichten Stiefel sich auf Körpertemperatur erwärmt hat, hat er auch keine kalten Füße mehr. Der Weg ist mittlerweile für uns keine Prüfung mehr, alles machbar.

400 Meter vor Landmannalaugar – die letzten beiden Furten (denke ich zumindest, denn wir müssen ja auch noch zurück!): Biker oder Weicheier – das ist hier die Frage. Auf dem Parkplatz rechts neben der Furt stehen die Autos derer, die sich nicht getraut haben und lieber zu Fuß die letzten Meter über“brückt“ haben (im wahrsten Sinne).

Die erste Furt ist rechts extrem tief, links sehr holprig. Die vielen Jeeps und Busse zeigen uns deutlich, das hier ist heikel.

Nach langem hin und her entscheidet Markus, dass es ihm jetzt egal ist. Die Füße sind schon eingeweicht, nasser geht nicht mehr (ob von oben oder unten, macht den Kohl nicht fett). Er sei nicht die vielen, nassen km hierher gefahren, um jetzt kurz vor Ende zu kneifen. Sprachs, setzte sich aufs Mopped und fuhr unter großem Gejohle der Insassen des nebenstehenden Autos einfach los.  Was bleibt mir übrig – ich hinterher. (Selbiges Auto natürlich auch – wenn Zweiräder rüber kommen, dann 4 doch erst recht!)

Die nächste Furt ist nach wenigen Metern erreicht, aber noch um einiges tiefer. UAHH! Also am Rand entlang und „nur“ durch das kurze Stück Zufluss durch. Aber da ist megatiefer, loser Kies. Markus meistert es mit viel Gas und steinewerfendem Hinterrad. Ich kenne mich, weiß um meine manchmal zu zaghafte rechte Hand. Bevor ich stecken bleibe…. Er beschwert sich anschließend, seine sei viel leichter durch den Kies gezogen, als meine. Klar, ich habe etwas mehr Druck in den Reifen. Also: Luft rauslassen – mit Gefühl eben ohne entsprechendes Messgerät.

Landmannalaugar: Wir sind da! Endlich! Du Bad der Landmänner, du sagenumwobene Landschaft.

Aber wo bist du? Man sieht nix! Keine Ryolithberge, keine Farben, keine Quellen. Nur tristes Gewühle nasser Leute in nasser, nebeliger Einöde bei Dauerregen. Ich hätte einen Kaffee nötig und eine schöne warme, trockene Ecke. Aber stattdessen regnet es und kein Dach, nirgends.  Der Kaffeebus bietet nur überteuerte Plörre und die wenigen, zugigen Sitzplätze sind belegt. Wir gehen zum Bad, wo schon zig Leute bei 8 °C Außenthemperatur drin hocken und deren Klamotten draußen klatsch nass regnen. Ich halte meine Hand ins Wasser – hm ja, nett warm, schön – nur um wenigstens teilweise drin gewesen zu sein. Aber es ist trostlos hier. Selbst die mitgebrachten Kekse hellen die Stimmung nicht auf. Wir sind megaenttäuscht und fahren zurück über beide Furten. (Diesmal fahre ich selbst mein Mädel, frau lernt ja dazu 😉 ) Denselben Weg zurück – wie öde!

Wir ändern den Rückweg, wir fahren über die F 208 Richtung Norden. Diese Piste soll ohne Furten an zwei Speicherseen vorbei auf die 26 treffen. Aber was ist das? Nach 10 km stehen wir plötzlich staunend vor einer ziemlich breiten Furt. Was ist denn jetzt los? Ein kurzer Blick aufs Navi bringt Klarheit. Der Pfeil zeigt nach Süden! SÜDEN!!! Schnell sind die Mopeds gewendet und es geht im flotten Tempo über sandige Lavapisten. Immer wieder machen uns heftige Windböen zu schaffen. Aber es macht großen Spaß, durch die Landschaft zu fliegen.

Der Wind wird immer stärker, böiger, unheimlich und unheilvoll, dafür hört der Regen auf. Wir sehen zu, dass wir nach Hause kommen. Mit 100 Sachen brettern wir übe die Piste. Wer hätte das noch vor wenigen Tagen gedacht.

Am Zelt angekommen verkrieche ich mich gleich. Aber Markus verschwindet, macht Bilder, und holt mich in die Realität zurück: Der Wind hat unsere beiden Mädels umgeschmissen, zum Glück nur auf die weiche Wiese. Wir stellen sie etwas windgeschützter vor die Hecke und hoffen, dass es nicht schlimmer wird. Wir sehen in der Ferne die riesige, aufgewirbelte Sandwolke dank entsprechender Windrichtung an uns vorüberziehen. Unsere Mädels wären ansonsten gesandstrahlt worden.

Am nächsten Morgen wußte ich, warum wir so ein teures Zelt gekauft hatten. Man braucht es in 99 % der Nächte nicht, aber in solch einer wie der letzten. Das Zelt hat den Sturm mit 20 m/s und noch stärkeren Böen tadellos ohne Schaden überstanden. Die Wiese nicht. Dicke Löcher zeugen von der Windgewalt, mit derer die Zeltstangen immer und immer wieder auf die Wiese gehämmert haben. Puh! Der windstille, herrliche Sonnenmorgen verbirgt die Not der letzten Nacht, in der Markus immer wieder kontrollierend ums Zelt gelaufen ist, zeugt aber durch die verstreut umherliegenden Äste von der unbändigen, isländischen Natur.

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