Geysir
Hört der Regen denn nie auf? In einer Regenpause trocknen wir schnell das Zelt ab und verpacken es … wollen wir zumindest. Aber der Regen ist schneller. Also gut – packen wir eben ein nasses Zelt ein.
Wir wollen nach Laugavatn, dort das Zelt aufbauen, Mittag essen, chillen und erst am späten Abend frei nach Stefan Erdmanns Live-Vortrag vom Januar diesen Jahres zum Geysir und Gullfoss fahren. Welch weise Entscheidung. Um 21.00 ist es trocken (oh wunder!) und kaum einer da, die hunderte Bustouris alle schon weg.
Es blubbert und zischt überall, es stinkt und raucht aus der Erde. Der kleine („Littli“) Geysir kocht ständig und leise vor sich hin, der mittlere („Strokkur“) spukt alle 8-10 min. eine Fontäne bis zu 30 m hoch und der große Geysir (nachdem dieses Gebiet benannt wurde) hat wohl keine Lust. Er spukt nur alle Jubeljahre mal, vielleicht erwacht er nach einem Erdbeeben.
Ich sitze lange vor dem Strokkur und schaue dem Wabern des Wassers zu. Faszinierend. Ich könnte stundenlang hier sitzen und zusehen, wie das Wasser nach einem Ausbruch wieder in den Krater zurückfließt und wieder anfängt zu wabern, sich aufbäumt, als ob er gleich wieder ausbricht, aber doch wieder zusammenfällt, mehrfach, bis sich doch plötzlich die dicke Blase aufbläht, bevor der aufsteigende Dampf das Wasser in die Höhe reißt. Manchmal mehrfach hintereinander in kleinen, manchmal in einer einzigen großen Fontäne. Beeindruckend. Großartig. Die meisten interessiert nur der Ausbruch, mich aber vielmehr dieses Entstehen der Wasserblase, bevor sie zerreißt.
Ich würde noch länger hier sitzen, aber das Licht geht weg, es ist schon nach 22.00. Wir machen uns auf zum Gullfoss. Auch hier – nix los. Schöne Bilder bei wenig Licht, besser als gutes Licht auf Bildern mit Leuten drauf, die im Weg stehen. Markus kann nicht genug von der aufsteigenden Gicht bekommen. Bilder über Bilder bei schwindendem Licht. Ich bin gespannt, was daraus wird. Aber die Kamera ist ihr Geld wert, sie liefert stimmungsvolle Bilder: Geheimnisvoll, kraftstrotzend, naturgewaltig.
Nachdenklich machen wir uns um 23.00 auf den Heimweg. Es ist ja noch ein Stündchen zu fahren. Aber wir sind so mit den Eindrücken beschäftigt, dass uns das gar nicht auffällt und schneller am Campingplatz sind, als uns lieb ist.