Island 2012 Tag 11

G & G – Gletscher und Geldwäsche

Es hat die ganze Nacht lang geregnet. Wir wollen ohne Gepäck zu den Gletschern, weil ich mich ohne Gepäck sicherer im Schotter fühle, als voll aufgerödelt. Das Zelt holen wir später gegen Mittag mit Einverständnis des Campingbetreibers ab. Von ihm stammt auch der Tipp mit den schwimmenden Eisbergen im Heinerbergjökull, sein persönlicher Favorit noch vor dem berühmten Jökullsarlon.

Wir biegen also nach 500 m Ringstraße in die ausgeschilderte Piste zuerst zum nahegelegenen Flaajökull ab. Nach 10 km verwinkelter Schotterstrecke erreichen wir den Gletscher. Wir kommen nicht nah genug heran, die Gletscherzunge versteckt sich in den Wolken. Dennoch beeindruckt uns der Anblick des Gletschers sehr.

Zurück auf der Ringstraße entscheiden wir uns, trotz des einsetzenden Nieselregens 8 km über die Ringstraße zum Heinerbergjökull zu fahren. Welch erhabener Anblick. Wir sind vollkommen allein. Es knackt und knirscht immer wieder in die Stille hinein. Wir machen jeder für sich einen Rundgang um den See. Ich will so ganz nah wie möglich an die Eisberge ran und warte nicht auf Markus’ Bildersession, muss sogar den Zufluss des Sees queren. Auch diese Flussquerung ohne Motorrad.

Es regnet wieder stärker. Zurück am Campingplatz wollen wir das Zelt nur schnell einpacken, stellen dabei allerdings fest, das der ungeöffnete Tetrapack Milch (mit extra hohem 4 % Fettanteil für Kaffee!) im Topcase das Dauerschütteln über den Schotter nicht heil überstanden hat und undicht geworden ist. Leider war im selben Topcase die gesamte Barschaft, die sich leider als sehr saugfähig erwies. – Geldwäsche auf isländisch unter erschwerten Bedingungen: unter Zeitdruck, weil trocknende Milch klebt und es waagerecht regnet und windet. Wir hatten 1200 Euro in ca. 190.000 isländische Kronen gewechselt und in den zwei kleinsten (!) Scheinsorten erhalten (500-er und 1000-er; 1000 isl. Kronen = 7 €) und noch nahezu nichts ausgegeben. Ich habe JEDEN EINZELNEN Geldschein von BEIDEN Seiten gründlich gesäubert, gegen Regen geschützt in einer Tüte, damit das Geld nicht noch nasser wird. Glaubt mir, ich weiß jetzt sehr genau, dass Geldwäsche sehr harte Arbeit ist!!!

Eigentlich wollten wir es an der nächsten Bank tauschen, aber es gab keine. Tagelang nicht. Also behielten wir es. Es blieb in der Tüte feucht, aber ohne zu stinken. Jeder Kassierer nahm das Geld an, wenn auch verwundert. Isländische Qualität eben – wir haben die letzten Scheine erst einen Tag vor der Fähre zurück ausgegeben.

Endlich fahren wir weiter und kommen beim Jökullsarlon vorbei. Dieser Gletschersee liegt direkt an der Ringstraße. Es schwimmen reichlich blaue Eisberge darin herum. Blau aber nur deshalb, weil – wie wir später noch lernen sollten – das Wetter nicht so toll war. Bei Sonne hätten die Eisberge nämlich nicht so blau geleuchtet, sondern wären weiß gewesen. Über eine Verbindung schwimmen die kleineren Stücke ins Meer, wo sie auf dem Strand hin und hergeworfen werden. Die Amphibienfahrzeuge kosten 3500,- pro Nase, was es mir aber nicht wert ist. Ich will weiter!

Aber bei dem Nieselwetter und schlechter Sicht sind weder Berge noch Gletscherzungen zu sehen. Die Schautafeln am Wegesrand lassen erahnen, welch herrliches Panorama wir gerade verpassen.

Ein gigantisches Mündungsgebiet liegt vor uns. Beim letzten großen Gletscherlauf 1996 wurde die Ringstraße und Brücke ins 30 km entfernte Meer gespült. 50 km lang steht kein Baum, kein Haus. Nichts. Nur spärlich bewachsener Lavasand. Die Abflüsse des Vatnajökulls werden immer wieder überbrückt – surrealistisch, diese Landschaft. Wir kommen uns vor, wie im Traum.

Endlich erreichen wir gegen 19.00 den Campingplatz in Kirkjubaejarklaustur, einem größeren Ort von mehreren Hundert (!!!) Einwohnern.

Schnell haben wir im Supermarkt eingekauft, aber die Küche bleibt aber heute Abend kalt. Ich habe keine Lust zu kochen. Außerdem mache ich mir schon wieder Kopfzerbrechen wegen der Lakispalte am morgigen Tag – da gibt es wieder Flussquerungen, diese dann aber MIT Motorrad…

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