So. 24.4.16
Wir fahren durch viel Landschaft und wenige, kleine Orte bis Sao Jose do Cedro. Dort kommen wir früh an, weil es entgegen der Vorhersage doch trocken geblieben ist und wir keine Pause gemacht haben, sondern durchgefahren sind. 95 Reales, umgerechnet 25 Euro fürs Zimmer ohne Klimaanlage, sind günstig. 40 Reales mehr für die Klimaanlage sind uns nicht wert, aber es ist drückend schwül. Schnell abgekühlt, erfrischt und ab in den Ort. Auch hier gibt es keine Bank und somit auch kein Bargeld. Ich bin geizig damit und rücke nur Kleinstbeträge im Minimercado raus. Alles andere wird – wenn möglich – mit Kreditkarte bezahlt – trotz jeweiliger Gebühren. Wir hätten ja gerne im Hotel gespeist. Die Karte versprach Leckereien zu günstigem Preise. Doch die Küche ist zu. Nebensaison! Mist! Auch im Ort gibts keine Restaurants. Nur Schaulaufen der Next Topstars!

Brasil’s next Supermodel in der Provinz
Aber eine Bar mit Kleinigkeiten. Wir bestellen das teuerste Essen des ganzen Ortes, eine brasilianische Spezialität: gebratene Ochsenschwanzstückchen mit Maniok und frittierter Polenta für 10 Euronen. DAS muss man doch mal ausprobieren.
Auf dem Rückweg sehen wir schon das Wetterleuchten. Schnell ab ins Hotel. Wenig später gehts dann richtig los. Aber ich hör es schon nicht mehr…schrrrrr, nrrrrrr, schhhhh, nrrrrrrch.
Mo.25.4.16
Es sind nur noch ca 330 km bis Foz do Iguacu auf brasilianischer Seite. Das sollte zu schaffen sein. Draußen regnet es zur Begrüßung. Na, gehen wir erstmal frühstücken, aber der Portier hat die Wasserthermoskanne für seinen Matetee entführt und außer Kaffee verlockt uns nichts auf dem Buffet. Hier stehen ungelogen 6 verschieden Kuchen, weitere 4 Tabletts mit Keksen und Karaffen mit irre süßem Kunstsaft. Jetzt verstehe ich auch, warum ich seit der Grenze in keinem einzigen Ort auch nur ein winzig kleines Café gesehen habe: Die Brasilianer haben keine Kaffeekultur, verkaufen zwar viel Kaffee in die ganze Welt, aber trinken selber nur Instantkaffee oder Filterkaffee – traditionell, also caro einfach. Da sie sich morgens schon mit Kuchen vollstopfen, warum bitteschön sollten sie dann nachmittags in ein Café gehen? Wenn sie schon keinen gescheiten Kaffee trinken und erst recht kein Stück Kuchen dazu? So bin ich heil froh, dass ich meine Kaffeemaschine mitgenommen habe. Das wären 4 darbende Wochen geworden, bis ich wieder meinen Hausstand vollständig habe. Es ist übrigens recht komisch, so mit halben Gepäck zu fahren. Andauernd fehlen uns Dinge, z. B. die Stühlchen, wenn wir ein Päuschen machen wollen und an den schönsten Wiesen und Ausblicken kein Bänkchen vorhanden ist. Oder das Zelt, wenn wiedermal die Sonne untergeht und wir noch kein Hotel haben, der nächste Ort aber noch 100 km entfernt liegt. Oder die Küche, so dass man selber was brutzeln kann, ohne ein Restaurant suchen zu müssen.
Na, genug philosophiert: Auf, auf, die Kilometer warten. Äh… es hat wieder angefangen zu schütten, eh wir alles verstaut haben. So setzen wir uns noch mal in die Lobby und warten. Aber als es auch nach 30 min. nicht aufhört, machen wir uns doch auf. Pünktlich mit Anlassen des Motors hört es doch auf. Prima, alles richtig gemacht. Es tröpfelt ein wenig, mal mehr mal weniger. Stets so, dass die Jacke vom Fahrtwind gleichzeitig getrocknet und vom Regen benässt wird. Irgendwo mitten im nichts gibts einen Ort, wo die verlorene Wasserflasche ersetzt wird, eine Klopause im einzigen Restaurant möglich ist, und die LKW mitten durch die Häuser donnern – so kommt es einem zumindest vor. Wie kann man hier nur leben? Die Straße zu überqueren ist nur mit langer Wartezeit möglich. Ein Auto nach dem anderen, ein LKW hinter dem nächsten. Ätzend!
Es fängt an zu blitzen, Gewitter im Anmarsch. Lass uns verschwinden und in der nächsten Kreuzung davor abbiegen. Aber anscheinend hat es das gehört. Es kommt hinter uns her. Es regnet und regnet – 3 stundenlang – und die Autos und LKW-Fahrer fahren rücksichtslos egoistisch riskant. Das bin ich seit Peru/Bolivien nicht mehr gewohnt und mag ich auch nicht. „Axxxxxxxxxx“ (Hier stand eine Beleidigung, die aber der Zensur zum Opfer gefallen ist!)
Es blitzt und blitzt. Vor uns sieht es sehr dunkel aus und dort ist wohl schon das Gewitter. Schon wieder klitschnass fahren wir noch in den nächsten Ort hinein und suchen einen Unterschlupf. Das ist gar nicht so leicht, denn wie gesagt – Cafés gibt es nicht. In einer Bäckerei gibt es 2 Plastiktische und Plastikstühle, kalten Fertigkakao oder Kaltgetränke, Kuchen und Süßigkeiten oder Empanadas. Wir warten eine halbe Std. ab, die ich zum Ausschütten der Koffer nutze. Das Wasser stand schon wieder 2 cm hoch. Aber es hört nicht auf zu blitzen Wir machen uns trotzdem auf. Es sind nur noch wenige Kilometer und vor uns ist es nicht mehr so dunkel. Klitsch nass suchen wir das reservierte Hotel. Dank M’s Suche im Internet heute Morgen finden wir zumindest die richtige Straße mit Navi und mit Nachfragen auch das Hotel. Gott sei Dank heil angekommen! So langsam höre ich mich in das Portugiesisch hier ein. Auch den Menschen hier fällt es leichter, mich zu verstehen. Vermutlich, weil hier im Touriort viele Menschen gewohnt sind, mit spanisch (z. T. auch englisch) umzugehen. Wie schön.
Leider erreicht mich soeben die schlimme Nachricht vom plötzlichen Tod einer Kollegin, die mich ziemlich mitnimmt. Wieder einmal merke ich, dass das Leben und Schicksal zu Hause nicht einfach aufhört, nur weil ich im Ausland auf Reisen bin. So hoffe ich, dass es euch allen gut geht.
Bis bald
B.