Wind Patagoniens, die zweite

Fr. 18.3.16

Der gestrige Wind ist nachts eingeschlafen und so konnten wir auch friedlich schlafen. 7 Grad abends und morgens – geht noch. Wir haben nicht gefroren. Aber der Wind kommt mit Sonnenaufgang wieder. Heftiger als gestern. Ich muss mich mit aller Macht gegen den Wind stemmen, um meine Spur zu halten. Der Wind kommt von rechts, also muss ich am rechten Griff heftig ziehen und am linken drücken, damit mein Mädel nicht abdriftet. Stundenlang kämpfen wir uns durch den Wind. Meine Arme werden lahm und die Finger schlafen ein vor Kälte und Verkrampfung. Der Spritverbrauch steigt hoch. Gestern 2 Liter mehr pro 100 km. Heute noch mehr. Wir fahren nur 80, wenn der Wind so stark ist. So der Plan. Aber ich komme nicht hinterher. Der Wind ist einfach zu stark und ich kann bei der Geschwindigkeit nicht genug dagegenhalten. Einzige Möglichkeit: Tempo drosseln. So eiern wir wieder um die wenigen Kurven und üben uns sonst in Schräglage, damit wir das auch ja nicht verlernen. 

Aber der Wind zeigt sich gnädig. Plötzlich hört alles Geräusch einfach auf. Man hört nur das friedliche Brummen des Motors. Sonst nix. Hä? Nicht mal Fahrtwind? Nein, nichts. Wir haben Rückenwind und der momentane Spritverbrauch liegt bei unglaublichen 3,2 Litern, wohlgemerkt bei 120 km/h. Einige -zig km fahren wir so entspannt mit dem Wind, legen die Füße hoch, fahren wieder aufrecht, setzen uns gerade hin, ohne sich hinter dem Windschild zu verstecken und machen die Finger wieder gerade. Locker entspannt cruisen wir so dahin. 

Wir fahren 5 Std. am Stück = 400 km bis zur nächsten Tanke. Dort gibts auch was warmes zu trinken und ein paar „Empanadas“ zu essen. Nach 1 Std. Pause entscheiden wir, noch ca 100 km weiter zu fahren. Da fängt ungefähr die Piste an, die wir uns dann für morgen früh „verwahren“ wollen, um statt dessen an der Hazienda zu übernachten. 

Aber der Teer hört schon nach 30 km auf und die einzige, die uns auf der Hazienda empfängt, ist die aufdringliche Katze, die mir aus dem Stand auf die Brust springt und sich mit den Krallen an meiner Regenjacke festhält. GRRRRR!!!!! Anscheinend hat sie schon ewig keiner mehr gekrault, so ausgehungert erscheint sie uns und das Gelände verlassen. Also fahren wir doch weiter. Natürlich könnten wir auch einfach hier windgeschützt unser Zelt aufschlagen. Aber wenn es Regen gibt heute Nacht, ist es besser, wenn wir den Rest der Piste auch noch abreißen. Sie könnte sonst etwas „Crema“ bekommen. 

Auch so ist die Piste schwer genug. Weicher Schotter, mal tief, mal ausgefahren mit eingebautem Waschbrett oder Steinengerumpel. behindert unser Vorankommen erheblich. Schon von weitem sehe ich den Übeltäter. Seine Scheinwerfer leuchten, doch er bewegt sich nicht. Jedenfalls nur langsam und zeugt von reichlich Ungemach: Ein Grader – fast fertig mit seinem Werk. 100-e Meter paddeln wir mit schleifender Kupplung im 1. Gang durch die dicken Steine, während er die letzte Reihe aufgeschütteter Steine gleichmäßig verteilt. Die ganze Breite der Straße ist unbrauchbar gemacht. Keine Spur von voranfahrenden Fahrzeugen, denn wir sind wohl die ersten. So ein Mist. Eigentlich wollten wir für die 92 km bis zum nächsten Ort ca 1 Std. fahren, aber wir brauchen fast 2. Alleine für die restliche Piste eine Std. (inkl. Aufhebens eines Moppeds mit Hilfe eines netten Autofahrers, ohne den wir sicher alles hätten abbauen müssen). M. gefiel anscheinend sein Werkzeugtool aus Costa Rica nicht mehr und hat es lieber in Teilen am Straßenrand zurückgelassen. Somit habe ich nun das Werkzeug auf meinem Mopped, bevor es auch noch dort landet. Gott sei Dank – so denke ich mehrfach in dieser Stunde – Gott sei Dank ist gerade noch fast windstill. Nicht auszudenken, wenn jetzt der fiese Wind einbräche. Aber pünktlich mit dem Teer fängt auch der Wind wieder an. So üben wir noch ein wenig Schräglage geradeaus und kommen kurz vor Sonnenuntergang in Tres Lagos an. (= 550 Tageskm) Das Hostal will 450 Pesos haben. Hier in der Einöde? Ist uns zuviel. Dort gibt es noch weitere – aber wir haben keine Lust mehr zu fragen. Auf den Campingplatz muss ich auch nicht unbedingt, nur um versiffte Klos und Duschen nicht zu benutzen, aber zu bezahlen… ? DAS können wir auch umsonst haben und so fahren wir einfach 200 m weiter hinter die Fabrik oder Gasstation und verkrümeln uns an die Erdwallseite. 

Gute N8

B.

PS: Was wir ausgelassen haben: 40 km Richtung Grenze liegt Los Antiguos. Dort gibt es alte Indio-Wandmalereien. Direkt hinter der Grenze auf chilenischer Seite des Sees gibt es wunderschöne Marmorhöhlen. Aber es würde uns einen Tag kosten, und wir können nicht alles sehen…

 

 

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