Mi, 2.3.16
Es hat doch geklappt. Wir können an der Tour zur Besichtigung der Mine teilnehmen. Viele der angemeldeten Teilnehmer sind nicht erschienen, auch keine von der Warteliste. So ist der Bus nur halb voll.
Der Guide spricht wahnsinnig schnell spanisch und fast genauso schnell spanisches englisch, will heißen: englische Wörter mit spanischer Aussprache. „Th“ = d, s = t, englisches a = deutsch/spanisches a, …. usw. Endungen muss man sich denken, die werden nicht ausgesprochen, weder im spanischen, noch im englischen. Ich habe ihn 2 mal gebeten, langsamer zu sprechen. Das erste mal hat er mich ausgelacht, das 2. Mal mit genervtem Gesicht gefragt, ob ich diese Erklärung jetzt verstanden hätte. Danach habe ich aufgegeben und nicht mehr zugehört. Selbstredend geht er davon aus, dass alle spanisch verstehen. Zaghaft kommen 4 Verneinungen, weshalb er das Gesicht verzieht und das, was er gerade 10 min. in spanisch erklärt hat, im Schnelldurchlauf in 2 min. auf englisch erklärt. Das ganze dann vor 3 Bildern. 1 Std. lang Monolog! Die einzige Frage auf englisch hat er nicht verstanden, trotz Nachfrage. Anscheinend sprach der Besucher zu gut englisch und hatte nicht genügend spanischen Akzent.

Im alten General Store werden die einzelnen Prozessschritte der Kupfergewinnung erklärt.
Wir machen eine kleine Rundfahrt durch die Geisterstadt, die anscheinend deswegen aufgegeben wurde, weil die Umwelt- und Sicherheitsanforderungen nicht mehr ausgereicht haben, weshalb die Arbeiter von dort nach Calama umziehen mussten.

Der alte Minenort Chuquicamata. 2004 wurde der Ort aufgegeben und die Bewohner nach Calama umgesiedelt. Die Abraumhalden waren dem Ort zu Nahe gekommen.

Einblicke in das Betriebsgelände.
Dann geht es noch auf einen Aussichtspunkt, von dem man in den 1 km tiefen Tagebau runtersehen kann. Wir sind auf halber Höhe und es kommt mir gar nicht so spektakulär und tief vor. Vor allem weil „unsere“ Mine in Grevenbroich viel weiter und größer ist, nur nicht so tief. Die Bagger zum Abbau der Kohle und Erde sind riesig groß. Hier die erscheinen dagegen klein. Vielleicht, weil wir so weit weg sind? Keine Ahnung.

Chuquicamata, mit einer Fläche von 13 qkm und über 1000 m Tiefe, der größte Kupfertagebau der Welt.

Über diese Rohrleitungen wird die Kupferlösung zum mächsten Bearbeitungsschritt gespült.

Das Fassungsvermögen eines Muldenkippers beträgt 400 t.

Neues und altes Bohrgerät für die Dynamitladungen.

Größenvergleiche. Der kleine Punkt im linken Bild – vor den Muldenkippern – ist ein Pickup.
Größenvergleiche waren nicht erwünscht. Wir haben danach gefragt, ob man auf dem Parkplatz (!!!), wo die LKW abgestellt werden, ein Bild mit Mensch oder Motorrädern davor machen könnte. Nein – aus Sicherheitsgründen ginge das nicht…. Ich lach mich tot. Da reden sie von Sicherheit, lassen einen im Bus Helm tragen, mit langärmeligem Shirt, (wobei man nur 10 min. in der Sonne ist), während rundherum kein Mensch wegen der Staubentwicklung Masken trägt und auch nichts gegen den aufwirbelnden Staub getan wird. Von Ferne konnte ich erahnen, wie die Bohrlöcher für die Sprengungen gebohrt wurden. Wie dort die Sicherheit gewährleistet wird, konnte ich nicht erkennen. Mich hätte interessiert, was sie mit den ganzen Steinen machen, die sie zunächst pulverisiert haben, um das Kupfer herauszufiltern. Wo kommt dieses Material hin? Was passiert mit dem riesigen Loch, wenn sie daneben in 4 Jahren Untertage das Kupfer abbauen? Wo sind die Anlagen, zu denen die Unmengen an Lastern gerade hinfahren? Wie weit entfernt müssen die LKW jeweils die schwere Last fahren? … Ich habe diese Fragen nicht mehr gestellt, ich hatte keine Lust mehr. Wegen der riesigen Laster und deren großen toten Winkel haben sie in der Mine Linksverkehr. Aber wir sind so schnell wieder draußen, dass man dies kaum realisiert. Schon ist die Tour vorbei.
M. hat es gut gefallen, vielleicht, weil er 1. in diesem Bereich arbeitet und eh schon mehr Ahnung davon hat als ich und sich somit all das, was er nicht versteht, zusammenreimen kann. Vielleicht auch 2. weil er sich im Gegensatz zu mir, immer vorher im Internet informiert und eh schon alles weiß, was einem da erzählt werden könnte. Sollten noch Fragen offen bleiben, so liest er hinterher immer im Internet nach, was er verpasst hat. Dafür brauche ich aber nicht aus dem Haus. Da kann ich ja gleich daheim bleiben….
Na, Sightseeing muss ja nicht immer zu meinem Vergnügen sein. Es kann ja auch mal nur für ihn sein.
Hoffentlich habt ihr daheim auch viel Vergnügen gehabt,
Eure B.