Mi. 24.2.16
Heute morgen wissen wir, warum wir die gestrige Lagune colorada nicht richtig haben sehen dürfen. Man kann schließlich nicht alles haben und mit irgendwas muss man seine Rechnung „bezahlen“. Dieser Morgen wird unvergesslich bleiben. Wir fahren schon um Punkt 5 zu den Geysiren. Es ist s_ _ -kalt und Vollmond. Die Sterne leuchten noch, denn es ist noch stockdunkel. Wir fahren immer höher und höher und auf fast 5000 m ist alles weiß. Es hat geschneit und die Berge liegen besonders ruhig vor uns. Wir kommen kurz vor Sonnenaufgang bei den Geysiren an – Wow!

Vor Sonnenaufgang erreichen wir die Geysire.

Warten auf den Sonnenaufgang.
Die Geysire fauchen wie im Yellowstone – laut und furchterregend. Der Dampf ist warm und rund herum ist es matschig. Da geht die Sonne auf und die weißen Berge fangen an zu strahlen. Wir auch! Welch herrliches Licht, welche Wahnsinnsstimmung, welche außergewöhnliche Rarität.

Geysire in einer Winterlandschaft.
(Ein Video speziell für meinen Sohn… ein Matschpott, nicht im Yellowstone, sondern in Bolivien…)
Es sind natürlich alle anderen 10 Autos vom Hostal auch schon da, aber das macht nichts. Es ist Platz für alle und jeder bekommt sein Lieblingsbild. Welch ein Erlebnis. Die Wüste schneebedeckt in der Sonne. DAS ist wirklich außergewöhnlich, wie uns der Fahrer bestätigt. Nur, weil gestern Abend hier so viel Regen gefallen ist, der in höheren Höhen als Schnee runter kam, sind jetzt die Berge weiß beschneit. Aha, deshalb durften wir also gestern nicht die Laguna sehen, damit wir heute demütig und dankbar genug für diese außergewöhnliche Herrlichkeit sind. Wir können uns auch nicht satt genug dran sehen.

Durch eine Winterlandschaft geht es über einen 5000 m hohen Pass.
Weiter gehts zu den Aguas Termales.

Auf dem Weg zu den Aqua Termales.
Das Wasser dampft und der Eintritt ist überschaubar: 3 Bv für das Baño (Toilette) und 3 für den Eintritt ins warme Wasser. Aber der Fahrer genehmigt uns nur 30 min. Das ist uns zu stressig. Möglicherweise haben sich die Betreiber mit den Agenturen darauf geeinigt, die Zeit zu verkürzen, denn ein Mitfahrer erzählte, dass er vor einigen Jahren schon einmal hier war und eine Tour mitgemacht hat. Damals besuchte er auch die Aguas Termales und er konnte nur senkrecht drin stehen, so voll war es. So aber haben sich viele wie wir dagegen entschieden und sind draußen geblieben. Nicht um die 6 Bv zu sparen, sondern um nicht solch einen Stress zu verursachen. Raus aus den Klamotten, rein in die Klamotten, dazwischen versuchen, schnell etwas zu genießen. Allein „schnell genießen“ ist ja schon ein Widerspruch in sich.
So verkrümeln wir uns lieber an das Ufer der Laguna Polques. 32 Lagunen gibt es übrigens um den Vulkan ??? herum. Hier ist es friedlich und ruhig, genau das Richtige für uns zwei, die sich spiegelnden, weißen Berggipfel im Wasser wortlos zu bestaunen.

Spiegelbild.
Die Massen versammeln sich um den Pool mit wunderbar klarem Wasser. Man kann den Wassereinlauf deutlich ausmachen und die Leute sehen den Badenden zu. Uns gelingt es dagegen, ein paar wunderschöne Augenblicke festzuhalten, als die Lamas hinter uns am Ufer entlang vorbeiströmen. Zack, erwischt. Zack noch eins und noch eins. Ein Bild jagt das nächste.

Schon wieder tierisch was los.
Und zack – haben die Massen sie auch entdeckt. Sie kommen von überall herangestürmt und die armen Tiere wissen gar nicht mehr, wo sie mit ihren Jungen hin sollen. Dabei wäre das so einfach: Die Leute müssten einfach nur stehen bleiben. Dann würden die Lamas ruhig zwischen den Leuten her gehen – auch wenn nur 2 m Abstand herrscht – und alle hätte in Seelenruhe ihre Bilder machen können. So aber jagen sich sowohl Leute als auch Lamas wild umher und keiner hat was davon. Nur wir – denn wir waren früh und vor allem still genug!!! Wofür hat man schließlich ein Tele..

Desierto Salvatore Dali.

Verschneite Berge in der Desierto Salvatore Dali.
Nun zu einem weiteren Highlight der Reise: Der Laguna verde. Lange drauf gewartet, viel davon gehört und gelesen und Bilder bestaunt und darauf gefreut. Und jetzt endlich sind wir da! Aber was ist das? Wo ist denn die grüne Lagune? WAAAAASSS???? Dieses kleine bisschen trübes Wasser soll die berühmte Lagune sein? Wie enttäuschend. So klein nur? Rund herum Kruste und trübe Brühe.

An der Laguna Verde. Wo ist denn hier das Wasser grün???
Wir erfahren, dass das Wasser toxisch ist und deshalb kein Leben dort im Wasser ist. Außerdem erfahren wir, dass wegen der gestrigen Regenmassen das Wasser zu sehr aufgewühlt ist und sich erst am Nachmittag absetzt, was dann zu der typischen grünen Färbung führt. Mist, wir sind also zu früh! Na, es werden trotzdem alle Pflichtbilder gemacht und wir fahren weiter, Kilometer lang an der Laguna blanca vorbei.
Wie jetzt? Diese weiße, wunderschöne Lagune ist ja viiiiiieeeel größer, als die grüne, die aber ist viel berühmter. Völlig ungerechtfertigt wie wir alle im Auto finden. Zum Glück fassen sich die zwei Chinesinnen ein Herz und erbitten einen Extra-Photostopp! Nur 2 Minuten, nur ein Photo. Aber als wir alle 6 am Ufer stehen und auf die Lagune blicken, bleibt uns allsn die Spucke weg. Wir sind sprachlos. Mehr als „WOW“ schafft keiner. Die gesamte schneebedeckte Bergkulisse spiegelt sich im glatten, niedrigen Wasser, dessen weißen Boden man sehen kann und wo die Flamingos sich gerade aufmachen und davon fliegen, um sich 100 m weiter wieder nieder zu lassen.

Traumhafte Landschaft an der Laguna Blanca.

Fotoshootings an der Laguna Blanca.
Vergeblich versucht der Fahrer seine Schäfchen wieder einzusammeln. Unsere ganze Aufmerksamkeit ist gebannt vom Anblick, dass kaum einer auf sein Rufen reagiert. So dreht er den Spieß einfach um, nimmt sich den einzig verbleibenden Fahrgast (die Italienerin) und fährt sie zur chilenischen Grenze, mit dem Hinweis, so hätten wir noch etwas mehr Zeit zum Fotografieren. Fort sind sie. Ich habe so gerade noch Zeit, sie zu umarmen, ihr eine gute Weiterreise zu wüschen, mich von ihr zu verabschieden und alle guten Wünsche für die anderen mitzunehmen.
Natürlich lasse ich mir DIE Gelegenheit nicht entgehen, die anderen so herrlich zu veräppeln, denn SIE sind es ja schließlich schuld, dass der Fahrer nun ohne uns alle gefahren ist und SIE müssten nun für Ersatz sorgen. Erstaunen bis Entsetzen in den Gesichtern der Mitfahrer, aber schnell löse ich den Knoten auf und strahlende Gesichter freuen sich über die gewonnene Zeit an diesem herrlichen Ort. Wir sitzen und können uns auch dieses Mal wieder nicht sattsehen an dieser Aussicht! (Vermutlich mussten wir dafür mit der grünen Lagune „bezahlen“)
Eigentlich dachte ich, wir würden nun in einem Rutsch zurück nach Uyuni fahren, aber der Fahrer hat noch einen Trumpf im Ärmel: Er hält für ein kurzes Päuschen an dem „Valle de Rocas“ an. Gesteinsformationen vulkanischen Ursprungs in den aberwitzigsten Figuren, Größen und Formen.

Valle de Rocas I.

Valle de Rocas II.

Erwischt!
Auch hier bekommt er kaum seine Schäfchen eingesammelt. Immer fehlt irgendwer, der in sich versunken einfach nicht so schnell in die Realität zurück findet.

Über wilde Pisten geht es nach Uyuni zurück.

Auf dem Rückweg kommen uns Juan und Deborah entgegen. Zu dem Zeitpunkt wussten wir das noch nicht. An der Grenze nach Chile haben wir zum ersten Mal Gelegenheit zum Gespräch und sie steigen im gleichen Hotel in Calama ab.
Voller Eindrücke kehren wir am frühen Nachmittag wieder zum Hotel zurück. Unsere Mädels warten dort brav auf uns und leider auch der Regen. Der gestrige Regen- und Hagelstrum hat hier wieder einmal das Internet lahmgelegt. Auch heute schüttet es beim Dunkelwerden wieder heftig. Vermutlich wird es auch morgen früh kein Internet geben. Geduld bitte!
Morgen gehts auf zur Chilenischen Grenze, vielleicht gibt es dort Internet.
VGB

Über wilde Pisten geht es nach Uyuni zurück.

Die Schule ist aus.
PS: Ich war übrigens die einzige im Auto, die sich mit allen 6 weiteren Insassen im Auto unterhalten konnte. Die 2 Chinesinnen sprachen (die eine mehr, die andere weniger gut) englisch (neben chinesisch natürlich) mit M und mir. Die Italienerin konnte recht gut französisch und ein wenig spanisch, und so unterhielten wir zwei uns zusammen mit dem Franzosen auf französisch. Der Franzose konnte ein paar wenige Wörter englisch und noch weniger spanisch, aber er gab sich Mühe und fragte immer wieder nach der Übersetzung von einzelnen spanischen Worten. Der Fahrer sprach nur spanisch, auch wenn er einzelne englische Worte interpretieren konnte. So sprach der Fahrer mit der Italienerin, dem Franzosen und uns auf spanisch und war heil froh, dass ich fleißig alles in sämtliche Sprachen hin und her übersetzte. Welches Durcheinander in meinem Kopf. Ich musste mich anstrengen, um immer die Schublade mit der richtigen Sprache aufzuziehen. Bisweilen merkte ich den Fehler erst viel zu spät und musste mich dann selbst übersetzen. Selbst M. sprach plötzlich den Fahrer auf englisch an, bis ich ihn drauf hinwies, dass er ihn nur in spanisch verstehen würde. Welch lustiges Sprachenmix!
PPS: In Anbetracht der sich anscheinend als äußerst schwierig umzusetzenden Kaffeewünsche unsererseits, haben wir entschieden, den dann eben selbst zu mixen. Wir brauchen dazu nur heißes Wasser und heiße Milch. In dem Café mit der herrlichen Maschine wollen wir uns kein 3. Mal rausschmeißen lassen. So wählen wir das gegenüberliegende Café aus, um danach zu fragen. Aber die Dame hat wohl gerade Hochbetrieb mit Zimmervergabe und so schmeißt auch sie uns kurz und bündig raus, weil ich nach dem Preis und der Größe der Milchtasse frage, weil ich 5 Bv für ein bisschen heißes Wasser und 18 Bv für eine Tasse Milch für übertrieben halte. Auch sie hat anscheinend unser Geld nicht nötig und so gehen wir zum 3. Mal zum selben Pizzaladen. Wieder sind wir die einzigen/ersten Gäste und der Sohn hat anscheinend heute keine Lust oder der Film im Fernseher fasziniert ihn zu sehr. Ich nehme ihm das nicht übel, sondern strahle ihn um so herzlicher an und so bekommen wir alles, was wir wollen. Heißes Wasser und Milch (mit Hilfe derer ich mit meinen Utensilien leckere Cappuccini mache), Besteck zur Vorspeise, die auf dem Tisch steht, eine Entschuldigung des Besitzers für den Fauxpas, 2 Cocktails und leckere Nudeln und Tacos mit reichlich Guacamole und ein dankbares Lächeln des Besitzers als wir nach dem Bezahlen uns verabschieden. Es geht also doch, man muss nur wollen! Wir schaffen es in Begleitung einiger Tropfen sogar noch VOR dem heftigen Gewitter ins Hotel zurück.