Chile

Do, 25.2.16

Zurück in der Zivilisation! Wir sind in Chile! Und es gibt wieder Internet! Yeah!!!! Aber von vorne:

Auch heute morgen: Internet Fehlanzeige. Geht immer noch nicht. So kaufen wir noch schnell 4 Brötchen und machen uns über unzählige, riesige Wasser- und Matschpfützen auf zur chilenischen Grenze.

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Anbau in der Wüste: Quinoah

Dank des gestrigen, dicken Gewitters ist heute die Straße nass, durchgeweicht und matschig. Wie gestern sind 2 reifenbreite Spuren festgefahren. In der Mitte liegt Matsch und rechts und links auf dem Rand auch. Dicker Matsch! Klebriger Matsch! Rutschiger Matsch!

Die Autos, Busse und LKW’s scheinen das auch zu wissen, denn sie weigern sich standhaft, die beiden festen Reifenspuren zu teilen. Wir bestehen aber auf Gleichberechtigung und machen unsere Fahrspur einfach nicht frei, so sehr der entgegenkommende Verkehr auch lichthupt. DAS können WIR auch! Zur Not bleiben wir halt auf unserer Spur einfach stehen. Sie können uns ja schließlich nicht einfach über den Haufen fahren. 2 Idioten gehen nicht vom Gas runter und lenken erst im aller, allerletzten Augenblick in den Matsch zur Seite und beschmeißen uns von unten bis oben mit Matsch. Die Drecksäcke!!!

Wir haben uns den Großteil des Weges gestern ja schon angeschaut. Easy, mit 80 über die Piste! Aber ich habe auch die 3 Baustellen gesehen, die sie klamm heimlich mal eben in den 3 Tagen unserer Abwesenheit dort drapiert haben. Auf die Umleitungen freu ich mich jetzt schon – so der O-ton von gestern. Heute aber sieht die Sache schon wieder anders aus: An 2 Baustellen wird nicht gearbeitet und an keiner einzigen steht ein Ratgeber – wie sonst. So genehmigt M. seinem Baby eine Extraspielrunde im Dreck, was aber leider zu Lasten seines rechten Koffers und seiner rechten Seitentasche geht – schon wieder! Der Grader (mein „Lieblingsfreund“) hat gestern ganze Arbeit geleistet und die gesamte Straßenbreite auf ca 10 km be“gradigt“, heißt umgegraben und aufgeraut, wie im Frühjahr im Garten zur Saht vorbereitet. Den Rest hat das gestrige schwere Gewitter übernommen: Klebriger, klumpiger Reis. (Ach nee, das war was anderes) Aber klebrige, klumpige (Lehm-) Pampe, wo du mit jedem Schritt 2 cm größer wirst. Die Umleitung ist schon von einem steckengebliebenen Laster blockiert. Hinweisschilder gibt es nicht…

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Was für ein Mist…

Der Koffer ist abgerissen und hängt nur noch an der Sicherung. So kriegen wir das Baby nicht wieder hingestellt. Also alles abbauen und in den Dreck legen. Baby hinstellen, den Koffer notdürftig irgendwie sichern und befestigen, alles andere wieder draufladen und ausgerechnet DANN hält ein Auto und sagt uns: „Unten rum“. Witzbold. JETZT wissen wir das auch.

Dieser Mist hat uns eine Std. Zeit gekostet. Hoffentlich fehlt die uns später nicht. Weiter gehts durch die Wüstenlandschaft und als ob das nicht schon gereicht hätte, regnet es dafür schon um halb 2! Hey!!! Es ist doch noch gar nicht dunkel! Ausgerechnet heute regnet es schon so früh.

Aber diesmal nur kurz und wir können uns wieder trocken föhnen.

Der gestrige Fahrer sagte: „Immer geradeaus“ zur Grenze. Hier geht es aber nur rechts oder links. Ist das da schon die Grenze? Erstmal was essen, sonst nehmen die uns das gleich nämlich ab. Die Chilenen sind da sehr kritisch. Es kommen 2 4-wheeler der Touragenturen, die nach rechts abbiegen. Laut Navi ist das aber die falsche Richtung. Aber normalerweise wissen die Leute ja immer besser als Navis bescheid. Also fragen wir einen Arbeiter. Ja, dort vorne wäre schon die Grenze.

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Nur noch über die Grenze, dann sind wir endlich in Chile!!!

Hier ist nix los, keiner schreit schon von Ferne, ob ich Geld tauschen wolle und niemand springt mir in den Weg, weil er mir mit den Formalitäten helfen will. Hier herrscht Ruhe. Na, da kann man die Mädels bestimmt unbeaufsichtigt lassen und M. seinen Kram diesmal mit mir gemeinsam machen. Dann gibt es auch keinen Hickhack.

Schnell haben wir den Stempel der Bolivianer im Reispass – es ist ja nix los gerade. Gegenüber zum Gebäude für die Moppeds. Dort warten schon 3, denn es ist keiner an den Schaltern, obwohl angeblich durchgehend geöffnet ist. Wir warten. Und warten. Die anderen verschwinden. Wir warten. Nix passiert. Einer kommt rein und klopft und quasselt mit seinem offensichtlich Bekannten und verschwindet. Im Fernsehen läuft Starwars und wir warten. Ich klopfe höflich und mache mich mal bemerkbar, tue doof und frage, wohin wir denn müssen. Es sei hier schon richtig, aber der Beamte sei beim Essen – um halb 3 !!! Und käme gleich wieder. 5 min. Wir warten weitere 10 als er endlich mit 5 anderen Männern im Schlepptau erscheint und mit allemann im Zimmer verschwindet. Die wollen wohl alle mit Stapeln von Papieren nach Bolivien rein. Er sieht mich am Fenster stehen und nimmt mich dazwischen. Ich sage schnell mein Sprüchlein, er nimmt das Papier, kuckt drauf, nickt und entlässt mich. Ohne Stempel? Ohne Bestätigung? Ja, wäre in Ordnung, wir könnten fahren. Nur den Schlagbaum macht keiner hoch. Auf unser Nachfragen „dürfen“ wir ihn selber hochmachen. Aber der ist abgeschlossen, geht nicht. Also fahren wir einfach daneben durch den Fußgängerdurchgang durch.

Einen Kilometer später sind die chilenischen Gebäude. Erst Einreise mit Pass, dann die Mädels. Ein Wisch muss ausgefüllt werden und DAS Mopped soll hinter das Einreisegebäude hingestellt werden. M. will auch einen Wisch. Klar, für jedes eins. Sie kapiert nicht, dass wir zusammen gehören und jeder eine Maschine hat. Sie hat mich als Sozia eingestuft und ist perplex, als sie mich mit Mopped zur Kontrolle antrifft. Aber alle sind sehr nett. Während die einen den Inhalt der Koffer kontrollieren, macht der andere bereits die Papiere fertig. Ziemlich zeitgleich und zügig ist alles erledigt. Sie haben fast alle Taschen durchsucht, wenn auch nicht geröntgt, wie wohl an anderen Grenzstationen. Den kaputten Koffer von M. haben sie netterweise zugelassen, weil wir ehrlich alles angegeben haben, was zur Konfiszion der Zwiebeln und eines vergessenen Snackbeutels mit Mandeln geführt hat. Sie wissen ja, was in den anderen Koffern drin ist. Da Ersatzteile und Werkzeug fehlen, kann das nur im defekten Koffer sein. Sie erklären uns, dass dieser Grenzübertritt sehr gerne für Waffen- und Drogenschmuggel genutzt wird, z. B. wenn Touris ihr Fahrzeug einen Moment unbeobachtet lassen. Wir aber haben unsere Mädels heute immer im Blick gehabt. Nach Honig wurde exzessiv gesucht, aber ich habe keinen. Auch keine Artesanias, z. B. aus Holz. So sind wir schnell fertig und fahren weiter.

Chile begrüßt uns jetzt erstmal … mit Regen! Na, den hatten wir ja schon lange nicht mehr. Die neue Straße ist noch nicht ganz fertig und die Behelfsstraße nass, mein Visier beschlagen und ich sehe nichts. Weder wo es matschig oder sandig, noch wo es fest ist. M. ist vorne schon nicht mehr zu sehen. Ich komme einfach nicht hinterher, obwohl ich über meinem Wohlfühllimit fahre.  Dafür drängelt von hinten das Moppedpäärchen von der Grenze. Na bravo. Wenn ich die jetzt wegschmeiße, ist M. nicht erreichbar und ich darf Wildfremde bitten, mir beim Aufheben zu helfen. Tu ich zum Glück nicht. Obwohl ich bisweilen schlingere, hab ich doch alles im Griff.

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Nach dem Regen ist vor dem Regen.

Endlich Asphalt. Jetzt kommt das Mopped hinter mir nicht mehr mit. Wir fahren durch die Wüste am Salzsee vorbei. Berge von Salz liegen aufgeschüttet mal rechts, mal links vom Straßenrand sichtbar. Aber es regnet und so bleibt das Photo aus. Mehrere Male sehen wir Hinweisschilder auf den Camino del desierto. (Komisch, wieso hab ich gedacht, dass die Wüste an der Grenze aufhört?) Wir fahren durch riesige Ebenen mit Steinwüste, Geröllwüste oder beidem. Aber es regnet ununterbrochen – bei 6 Grad!!! Kann mir mal einer erklären, warum diese Gegend Wüste heißt, wenn es doch DAUERND regnet? Jeden Tag reichlich? Dahinten sehe ich, dass es hell wird. Prima, da hört endlich der Regen auf.

Leider aber auch der Teer. Danke, da hat der Schutzengel wieder ganze Arbeit geleistet. Ich mach erstmal mein Visier von innen und außen sauber. Der Weg ist wiedermal ob des Regens matschig, sehr nass, rutschig und immer wieder mit riesigen Pfützen übersäht. Langsamer Slalom bei 20 km/h, aufpassen und Vorsicht ist angesagt. Irgendwann wird es trockener und wir können mehr und mehr Gas geben.

Endlich fängt der Teer wieder an und wir dürfen uns ein Stündchen lang in der Abendsonne bei 18 Grad aufwärmen. Schnurgerade teilt die Straße die Wüste und die einzige Richtungsänderung geht nach oben und unten. Es sieht aus wie ein ausgeschlagener Teppich. Eine Bodenwelle nach der anderen sorgt für reichlich Entschädigung für die Unbilden des Tages. Ja, das macht Spaß. Wir fliegen nur so über die Landschaft und schaffen es so gerade noch bei Einbruch der Dunkelheit in den nächsten Ort Calama.

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Wir müssen uns beeilen, die Sonne geht unter…

Das gerade erst geöffnete Hotel (noch ohne Logo oder Schild an der Hauswand) kommt uns gerade recht. Die äußerst zuvorkommende Hausherrin mit ihrem geflissentlichen Personal verwöhnt uns mit allem, was das Herz begehrt. Aufwärmtee, Abendessen, Nachtisch, Cocktail, Radler auf dem Zimmer und rassendschnellem Internet. Wir sind zurück aus der Vergangenheit. Ab jetzt wird es wieder moderner. Ich wollte mit der 3 Tagestour eben KEIN Risiko eingehen, eben den bequemeren Weg gehen und hab mir deshalb den angeblich „besten“ Weg der Region ausgesucht. (Ok, die Baustellen konnte keiner vorausahnen, auch die Einheimischen nicht!) Die Wege dieses Tag es aber war noch schwieriger, als die anderen. Da hätte ich die Lagunen auch mit dem Mopped fahren können. 420 km heute, (von 4300 m sanft aber stetig auf 2500 m herunter,) davon allein die Hälfte auf Piste, davon 100 km übelster Schwierigkeitsgrad, nur ganz wenig Schlaf in den letzten Tagen…. Morgen wird lau, das sag ich euch.

Macht es euch auch gemütlich Daheim

eure B.

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