Do.11.2.16
So könnte man Machu Picchu umtaufen, denn es hat gestern leider viel geregnet. Der Tag fängt um 3 für uns an, denn der Bus soll um halb 4 kommen und uns abholen. Wir stehen im Regen und warten. Er kommt aber erst eine halbe Std. später. Dafür müssen wir ein Hotel 2 mal anfahren, weil ein Teil der Leute noch nicht parat ist. Selbst beim 2. Mal warten wir noch einmal 10 min. – Unverschämt, die japanische Familie, nicht einmal Entschuldigung können die sagen. Dann muss noch getankt werden. So verlieren wir 45 min. – peruanische Lebensart eben – die ich gerne im Bett verbracht hätte. Aber wir kommen pünktlich um 6.10 zum Einchecken in den Zug an, weil der Fahrer des 20 Personen-Busses durch seine Raserei alles wieder aufholt. Er überholt sogar Autos!
Ich hätte gerne einen Cappuccino. Aber ich sehe, wie der Typ vor meinen Augen kalten Kaffee mit Dampf aufwärmt und in die Tasse schüttet. Ich hätte aber gerne frischen. Auf mein Aufbegehren zeigt er mir die Tasse, das wäre frisch gemacht. Nee, mein Lieber, die gepanschte Plörre kannste selber trinken. Wir drehen um und gehen – ohne zu zahlen. Im Bahnhof hinter der Kontrolle gibt es auch Cafés. Dort bekommen wir den heißgeliebten Kaffe für 1 Sol weniger! Hm lecker. Dann kanns ja losgehen.
Der Zug tuckert langsam mit heftigen Schaukeleien durch ein wunderschönes, grünes Regenwaldtal. Kleine Siedlungen erscheinen und verschwinden wieder. Neben uns stürzt sich der braune, reißende Fluss Urubamba in fast der gleichen Geschwindigkeit herunter, wie wir fahren.
Der Zug ist nur ein Drittel besetzt und so genießen wir 2 Std. lang die Ruhe, die Aussicht, den frischen, leckeren Tee und den Snack, den wir im Zug umsonst serviert bekommen. Unzählige Fotos schießt M. Wir können uns nicht sattsehen an der sattgrünen Landschaft und den steil aufragenden Bergen rechts und links.
In Agua Calientes hält der Zug und wir werden vom Führer erwartet. In einer langen Schlange warten wir auf den Bus, der uns nach oben zum Eingang fährt. Es dauert nicht lange. Die Massen werden schnell bewältigt. Heute ist Nebensaison und nur 2000 Leute werden erwartet, anstelle von 5000 in der Hochsaison. Die Organisation klappt gut, es läuft alles Hand in Hand. 600 Höhenmeter geht es auf einer schmalen Schotterstrecke nach oben. Ich sitze wohlwissend genau in der Mitte des Busses. Der Straßenrand ist zum Glück meist zugewachsen, so sehe ich nur selten, wie steil es gleich daneben ohne Randsicherung runter geht. Aber die Busfahrer kennen die Strecke in und auswendig und so kommen wir sicher oben an.

abenteuerliche Fahrt nach oben
Wir haben die englische Führung gebucht. Aber der erste Führer ist schon mit seiner Gruppe verschwunden, ehe wir durch die Kontrolle sind. Die zweite Führerin spricht so schlechtes englisch mit falscher Aussprache, Grammatik und falschen Wörtern, dass wir nur mit großer Mühe und Konzentration die Hälfte verstehen. Auch sie versteht kaum unsere Fragen. Da hätten wir besser doch spanisch gebucht, und ich M. übersetzt, was er nicht verstanden hat.
Anschließend dürfen wir das Gelände frei erkunden. Aber es regnet wieder heftig. Ich möchte etwas essen und irgendwo unterstellen. Aber diese Plätze sind rar gesäht und natürlich voll. Ich hab den Kaffee auf. Diese Massen auf engem Raum bin ich nicht (mehr) gewohnt und die Feuchtigkeit schlägt mir auf die Laune. Den anderen Leuten anscheinend auch. Die Schlange am Bus wieder runter nach Agua Calientes ist einmal rund um den Einsteigeplatz. Prima, dann sind die schon mal weg.
Wir machen uns trotz Regen wieder auf. Wir wollen das Flair dieser ehemaligen Stadt ergründen. Es gelingt uns auch, denn je später der Nachmittag, desto weniger Leute, desto trockener das Wetter.

Ohne Mörtel passgenaues Steineaufeinandersetzen
M. geht noch mal rauf zur Inka-Brücke, aber ich sehe dort nur Nebel und bleibe lieber hier „unten“. Wie guuuut. Dorthin gibt es nur einen schmalen Trampelpfad und es geht daneben hunderte Meter steil bergab. Ich hätte für die 20 min. sicher 2 Std. gebraucht.

Die Inka-Brücke
Ich freue mich dagegen über die schönen Bilder der Brücke und überrasche M. mit meinen vom Vizcacha, einer Mischung aus Maus und Hase, (aber verwandt mit dem Stachel- und Meerschwein und gehört zu den Chinchillas),

Vizcacha
und vor allem mit unseren französischen Freunden von Costa Rica, die plötzlich vor mir standen.
Natürlich kann ich zurück in Agua Calientes wiedermal nicht am Schmuck vorbei gehen und erstehe 2 wunderschöne Anhänger, einen mit Lapislazuli in blau und einen in Jade grün. Die Sachen sind aber auch zu schön und die Auswahl fällt superschwer. Schnell noch 2 Snacks gekauft und ab zum Zug. Das kontrollierende Personal bemerkt sofort, dass unsere Plätze nicht nebeneinander liegen und sorgt postwendend dafür. DAS ist mal Service. Im Dunkeln gehts im vollen Zug zurück, wo wir auch gleich vom Busfahrer eingesammelt werden. Auf dem Parkplatz sehen wir die 3 Moppeds, die uns gestern überholt haben, mit ihren Besitzern. Wir wechseln schnell ein paar Worte, höchstens 3 min. lang. Aber der Busfahrer achtet nicht auf die Anzahl seiner Schäfchen und fährt einfach los. M. schmeißt sich vor den Bus – hej, wir wollen auch noch mit – sonst hätte er trotz Fensterklopfens nicht angehalten. Nun noch mit dem Taxi vom zentralen Platz zum Hotel und „schon“ sind wir um 11 wieder im Hotel. Ein langer, trotz allem wunderschöner Tag geht zu Ende.
VGB