Atitlansee

Sa. 12.12.15

Wir haben einen anstrengenden Fahrtag hinter uns, obwohl wir „nur“ 260 km von Coban zum Atitlansee gefahren sind.

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Straßenmarkt in Coban, Verkehrschaos inklusive.

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Fähren für groß und klein über den Rio de la Pasion bei Saxaxché

Die Strecke war kurvig schön und nicht allzu schwierig, gut zu meistern. Allerdings forderte sie über den ganzen Tag hinweg höchste Konzentration. Gleich 40 km nach Start kommen wir zur 26 km langen offroad-Passage. Wir brauchen 1 Std. dafür. Auch danach geht die Straße immer wieder „verloren“, tauchen tiefe Schlaglöcher auf, oder die vielen „Tumulos“ (Topes in Mexiko) in den Orten, die ein zügiges Vorankommen verhindern. Dafür kommen wir durch viele Dörfer in den Bergen, die auf 2000 bis 2500 m Höhe liegen und bei angenehmen 20 – 25 Grad mal die brütende Hitze zurückdrängen. Die Leute schauen genauso mit großen Augen auf uns Außerirdische, wie wir umgekehrt auf sie. Ich bin genauso neugierig auf deren Lebensweisen, Geschäfte, Örtlichkeiten, wie sie sich über uns und unser Aussehen und unsere riesigen Maschinen amüsieren, weil sie selber so klein sind (oft 1 ½ Köpfe kleiner als ich!) und nur 150-er oder 180-er Maschinen fahren, die tatsächlich auch nur halb so groß sind wie unsere. Aber wie überall auf der Welt – EIN Zeichen ist universell: Das Lächeln! Wenn sie so entgeistert auf mich starren, so lächle ich sie an und sie lächeln zurück. Das Eis ist gebrochen und die Verständigung kann beginnen. Manchmal gestaltet sich das etwas schwierig, weil die Kinder meist die Indiosprache sprechen, aber die älteren sind oft des Spanischen mächtig und so klappt das ganz gut.

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Der Junge in der Mitte mit 5 seiner 8 Geschwister und einigen Freunden

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Brücke im guatemaltekischen Hochland

Endlich kommt der Atitlansee in Sicht und wir „schießen“ auf kürzestem Weg 1200 Höhenmeter nach unten. Auf dem Navi sieht es so aus, als ob jemand auf ein weißes Blatt Papier mit rosa Stift gekritzelt hätte: Kehre an Kehre! Aufpassen ist angesagt, denn so steil wie die Straße ist, so kaputt ist sie auch. Oft ist sie in den Kurven durch Schotter mit tiefen Auswaschungen  gespickt und die teilweise riesigen Busse holen weit bis auf meinen Seitenrand aus, um rum zu kommen. Sie hupen kurz und stoppen nicht. Ich tue gut daran, auf Seite zu fahren und mich dicht an den Straßenrand zu quetschen! Der Gesundheit wegen ;-)…) Diese Attitüde genehmigen sich auch lange Pickups, hupen allerdings nicht. Plötzlich steht einer mit reichlich Schwung in der Kehre – auf MEINER Seite bis zum anderen Ende. Keine Lücke, nirgends! Im Enduromodus kann ich so eben noch trotz blockierendem Vorderrad und ABS bremsen und die Fuhre ohne zu kippen aufrecht halten. Ich sehe mich schon auf seinem Kotflügel und schnauze ihn auf deutsch an, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte. Aber der Typ hält auch an, setzt zurück und erklärt mir – sozusagen als Entschuldigung – dass er ausholen müsse, um rum zu kommen. Weiß ich. Trotzdem, der Schreck steckt mir noch lang in den Gliedern.

In Pedro de la Laguna, dem Backpackerparadies, suchen wir uns ein Hotel. Aber wir finden nichts – logo, wenn dieser Ort berühmt bei den Backpackern ist. Weder im äußeren Rand der Stadt, noch in der Mitte. Je mehr wir nach innen kommen, desto schmäler und hubbeliger die Straßen. Irgendwann ist der Weg nur noch genauso breit wie unsere Moppeds hinten. Manchmal stehen noch Roller oder Moppeds an der Seite. Dann ist Millimeterarbeit angesagt. Um so manche Ecke geht es und ich flehe, dass dies keine Sackgasse sein möge. Denn drehen ist hier unmöglich. Es geht rechts und links um die Ecke, mal breiter, mal schmäler. Plötzlich geht es steil nach unten über lose, dicke Pflastersteine. Am Rand steht noch ein Tuck-tuck und M. hält noch rechtzeitig an. Vielleicht kommt er dran vorbei, aber ich will da nicht runter, schon gar nicht nach Plan B suchen, wenn erster Plan nicht klappt. Also umdrehen und zurück. Auch das gestaltet sich schwierig, zumal ständig nachfolgende Moppeds und weitere Tuck-tucks hinter uns stehen und durch wollen. Selbst das kleine, schmale Enduromopped kommt da unten nicht dran vorbei und dreht. Gute Entscheidung, Mister Reiseleitung! Die Hotels sind klein und haben keinen Parkplatz. Hinter uns stauen sich die Moppeds. An uns vorbei ist nicht dran zu denken. Unser A… ist einfach zu breit! Wir halten irgendwo an, um neu zu überlegen, da steht einer mit dem Mopped neben mir und fragt, ob wir ein Hotel mit Parkplatz suchen. Genauso ist es! Er zeigt uns eins, das ist aber voll. Er telefoniert – auch das 2. und 3. ist voll. Es gibt wohl viele Touris heute. Aber das 4. hat noch Platz, auch für die Moppeds, die im Eingang stehen sollen. Im Hinterherfahren in den engen Gassen fahren wir erstmal glatt dran vorbei. Wir gehen zu Fuß zurück und schauen erstmal. In den Eingang rein? Sehe ich sofort: Das geht nicht! Aber der Helfer und die Hotelchefin glauben das nicht. Zuletzt wäre einer aus Kanada hier gewesen mit einem ebenso großen Mopped. Das hätte da rein gepasst. Wir müssten halt die Koffer abmachen. Selbst dann, der Lenker passt nicht durch. Es sind zwei versetzte enge Stellen, die Außentür und die Treppenseite vom Flur und noch eine Stufe zu überwinden. Eine enge Stelle geht ja, aber 2? Zu viele Schwierigkeiten. Sie glauben mir nicht, holen ein Kinderbützchen als Maßband und man zeigt mir, wie viel Platz von dem Helfermopped noch bis zur Tür übrig bleibt. RIESIG! Ich schnappe mir sein Bützchen, und gib ihm zu verstehen, mir zu folgen. „Mira a ver!“ Am Mopped halte ich sein Bützchen an meinen Lenker! Ihm fallen die Augen raus. Verdad! Es muy grande! Er geht zurück und bestätigt, das Mopped passt nicht durch die Tür. Der „Garagen“platz gegenüber verteuert die Sache natürlich und sie will 200 Quetzales haben = 400 Pesos = 30 US-Dollar. Aber das Zimmer ist so einfach, kein Schrank, kein Bad (nur eine Ecke als Dusche), wenn auch sauber. Wir einigen uns auf 120 Quetzales. Uns ist der sichere Platz der Moppeds mehr Wert, als ein Luxuszimmer – welches es hier in dieser Stadt wohl auch nicht gibt, selbst für noch so viele USD.

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Atitlan-See, San Pedro la Laguna

Der Ort liegt unmittelbar am See, der wunderschön eingebettet zwischen den Bergen liegt. Als alter Vulkansee ist die ehemalige Caldera deutlich zu erkennen. Nebenan liegt der Vulkan San Pedro – noch aktiv! Vor einigen Tagen hat es hier in der Nähe etwas südlicher ein Erdbeben der Stärke 5,7 gegeben, tief in der Erde, deshalb merkt man von Schäden nichts. Es gilt als Vorbote zustärkeren, noch folgenden Beben. Hoffentlich nicht!

Wir machen uns noch einmal auf, zum Interntcafe mit richtigem, leckerem Kaffee, schneller Leitung und essen gegenüber eine Kleinigkeit. Wow! DAS war vielleicht gut! Frische Fritten, gebacken in frischem Fett, Hähnchenflügel in Honigknoblauch, der Burito und die Smoothies. Hm! Dies werde ich in Deutschland vermissen: Die süßen frischen Früchte, die jeweils frisch gemachten Limonaden und die Smoothies aus süßen Früchten mit Wasser und sonst nix! Keine Zusätze wie Geschmacksstoffe oder Zucker! Einfach lecker! Angesichts der Äußerlichkeit insgesamt erwartet man diese Qualität nicht. Aber man darf die Leute hier nicht unterschätzen. Auch wenn es einfach, chaotisch oder zusammengeschustert aussieht. Viele möchten es sauber und gepflegt haben und kümmern sich um das eigene Anwesen mit liebevollen Details und ebensolchem Engagement – im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten. Anderen ist das egal und sie lassen den Müll halt überall liegen. So wie bei uns auch. Man kann halt nichts für den Unbill des Nachbarn, sondern nur vor der eigenen Tür kehren.

Mögen sich in Deutschland wieder mehr Leute daran erinnern und den Nachbarn nach seiner Fasson leben lassen.

Last es euch auch gut gehen daheim

Eure B.

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