Di 15.9.15
Wer immer in Kanada unterwegs mit dem Mopped ist, der MUSS die Straße zwischen Whistler und Lillooet fahren. Was für ein Thrill. Wir haben soviel davon gehört, dass wir uns kurzfristig von Vancouver abwenden und eine Tagestour von 620 km einschieben: Einmal Lillooet und zurück, einen Tag Arbeit für eine Std. Genuss. Aber so ist dass hier, weil alles so weit auseinander liegt, liegen eben auch die schönen Ecken weit auseinander.
Wir kämpfen uns am Sonntag also zunächst durch den Stadtverkehr bis hinter Vancouver. Dort geht es in einer kurvigen, aber zweispurigen Straße die Strait of Georgia entlang mit wundervollen Ausblicken auf den Pazifik oder auf die Berge bis nach Whistler, auch den Abstecher zum Olympiapark. Interessant, hier läuft Biathlon im Sommer mit Rollen unter einem halben Meter Brett. Vor 5 Jahren fanden hier die Skisprünge statt. Irgendwie kommt mir der Auslauf sehr knapp vor. Das sieht in Wirklichkeit für mich viel kleiner aus, als im Fernsehen. Vermutlich sieht das dann auch in Realität viel höher aus, wenn ich da oben stehen würde… 😉
Der Ort ist sehr neu, aber wirklich schön gestaltet, mit Fußgängerzone, Geschäften und Restaurants. Ein schneller Kaffee und weiter zur schönsten Straße bisher:
Hügelig und kurvig. Du fährst also die Straße hoch auf eine Kuppe zu. Die Straße fällt dahinter ab, so dass man nicht sieht, wohin die Straße geht. Erst wenn man oben ist, sieht man, wo die Straße weitergeht. Man muss also blind auf den Höhepunkt zufahren und blitzschnell reagieren, wohin man fährt. Echter Thrill. Man kann das natürlich auch sehr viel langsamer fahren. Aber im 5. Gang bei 90 – 100 km/h sind die Mädels spritzig und feurig genug, um wendig zu reagieren. Der pure Spaß. Leider natürlich viel zu kurz. Hinter Lillooet hätten wir eigentlich dieselbe Straße zurückfahren sollen. Aber das ist auch doof und so fahren wir den Fraser-river-Canyon zurück. Eine schmale Straße mit tiefen Einblicken in den Canyon unten, aber soviel Verkehr, der einen immer wieder aufhält. Dann natürlich die Autobahn von Hope nach Surrey zurück, die erstaunlicherweise kurviger ist, als der parallel und schnurgerade verlaufende Highway, den wir auf dem Hinweg schon mal gefahren sind. Die letzten 70 km müssen wir im Dunkeln fahren. Es ist erst halb 8, aber es wird immer früher dunkel. Egal, wir brauchen ja kein Zelt aufbauen.
Den Tag danach (Mo) müssen wir allerdings unseren Kram einpacken und uns nach Seattle aufmachen. Unser Paket soll dort heute ankommen. Der Hund Asi ist ganz traurig, er weiß genau, dass wir verschwinden und uns fällt es auch nicht leicht, Kanada zu verlassen. Ein tolles Land und tolle Menschen, tolle Erfahrungen! So lange drauf gewartet und nun ist Kanada Geschichte.
Zum Trost suchen wir eine kleine Straße den Pazifik entlang. (Der Grenzübergang ist schnell erledigt – anscheinend haben wir schon sooft dieselben Fragen gleich beantwortet, dass der Zöllner sie alle schon kennt.) Wir könnten hier so schön im Wald mit Blick auf den Ozean fahren, wenn wir nicht immer auf die Autos aufpassen müssten. Die Häuser hier kosten bestimmt zwei Vermögen. Eins reicht da schon nicht mehr. Welch eine Gegend zum Leben!
Irgendwann nimmt der Verkehr derart zu, die Ampeln häufen sich (wir müssen an JEDER warten) und der Ozean ist in weiter Ferne. Das lohnt nicht mehr, wir fahren auf die Autobahn. Da kann man dann wenigstens fahren. Denkste! Nur kurz, denn es ist Feierabendzeit, da sind die verstopft – Stau wie Zuhause! Aber es gibt hier eine Spur, die mit Kameras überwacht bei Strafe nur für Busse und Autos mit mindestens 2 Insassen freigegeben ist. Man will dem Verkehr Einhalt gebieten und Fahrgemeinschaften erzwingen. Wie zählen da die Motorräder? 4 Räder, zwei Leute = erlaubt oder 2 Motoren, 2 Leute = nicht erlaubt??? Erst am nächsten Morgen lesen wir im Internet, dass diese Spur für Motorräder erlaubt ist. Ok – beim nächsten Mal!
Wir kommen bei Jeffs Schwester Miranda in Seattle/Tacoma unter. Die Giants helfen auch aus der Ferne. Welch eine Truppe! Wir tragen deren grünes Band noch immer. Jetzt haben wir zwar neue Ketten, dank des Supports unseres Lieblingsschraubers daheim. Aber dran sind sie noch nicht. Wie in D-land wollen die Werkstätten gerne 3 Wochen vorher wissen, dass wir kommen. Aber genau das können wir nicht absehen. Schwierig, schwierig. Wir grübeln, suchen, überlegen, fragen, tun, machen…Irgendwie sind die letzten 10.000 km seit der letzten Inspektion viel zu schnell verflogen. Nun sind es schon 26 TKM und keine Inspektion in Sicht. Da können wir ja bald die 30-er in Angriff nehmen (grrrr)
Bis auf weiteres sind wir also ziemlich eingeschränkt in unserer Bewegung.
So long, that’s live. See you soon on this blog
B.