An die Arbeit!!! Level 6

Mo, 31.8.15

Das konnte ja nicht so einfach gut gehen. Für den Easy-Rider-Tag gestern bekommen wir heute die Quittung!

Was ist schlimmer als 420 Km Offroad-Straße bei 1-2 Grad? Richtig! 420 km offroad bei 1-2 Grad im (Schnee-)REGEN! In Dawson City hat’s geschneit, haben wir soeben erfahren! In Whitehorse ebenso (das wäre unsere Alternativroute gewesen). Aber von vorne:

Morgens 7 Uhr, die Welt ist noch in Ordnung und so schön gemütlich warm im Zelt im Schlafsack, da dreht man sich noch mal gerne um, vor allem, wenn die bessere Hälfte noch friedlich schläft. Schwerer Fehler! Denn es fängt irgendwann an zu regnen und hört auch nicht mehr auf. Also packen wir uns um halb 11 auf, M. raus in den Regen, ich packe alles „innere“ und das Innenzelt trocken ein. Aber irgendwann muss auch ich raus in die Kälte. Auch mein Mopped warnt vor den 3 Grad, aber kaum losgefahren, ist es plötzlich nur noch 1 einsames Grad. Und das bei Regen! Einmal auf den Moppeds steigt man auch nicht gleich wieder ab, so dass wir die 60 km entfernte – einzige – Möglichkeit zum Pausemachen/Aufwärmen ausschlagen. Danach kommt wirklich nichts mehr. Ich habe 2 Ausbuchtungen für Pausen gesehen, auf den ganzen 420 km!!! 

Ich kann euch sagen, heute haben wir uns jeden einzelnen Kilometer wirklich und wahrhaftig erarbeiten müssen. Es war so schwer! Natürlich sind Finger und Füße trotz Heizweste eiskalt und schmerzen ständig. Natürlich beschlägt das Visier permanent, weshalb das vorausschauende Fahren unmöglich wird und Schlaglöcher nicht mehr umfahren werden können. Oder man muss das Visier sehr weit öffnen und das Gesicht friert einem ein. Was wählt man da, die Pest oder die Colera? Als ob das nicht genug wäre, überholt ein A.-loch (tschuldigung, aber anders kann man das nicht bezeichnen) und rauscht mit 100 auf der dicksten Schlaglochpiste an uns vorbei, drängt uns nach rechts, wo wir nicht nur durchgeschüttelt werden, sondern auch von seiner Pfützenbrühe von oben bis unten übergossen werden und mehrere sekundenlang überhaupt nichts sehen. Und das im dicksten Regen, Schmier und Schlaglochparade. Da bin ich richtig ausfallend geworden und ich hab den lieben Gott gebeten, ihm postwendend eine Reifenpanne zu beschweren. Ich weiß, kleine Wünsche erfüllt er sofort, größere dauern schon mal was länger…

Möchtest du eine Pause? Nein, nicht mitten im Dreck, im Regen, in der Kälte. Nur möglichst schnell durch! Also weiter. Es könnte so schön sein, durch diesen Tunnel der gold-orangeleuchtenden Bäume am Straßenrand rechts und links zu fahren, wenn es nur trocken wäre. Is klar, dass es hiervon keine Bilder gibt, oder?! Sorry, aber auch der Fotograf hält hierfür nich an.

Etwa auf der Hälfte ein dicke Baustelle. Auch das noch! Frisch begradigt! Weiche Mockepampe, kennen wir schon. Ist ätzend, aber nicht zu ändern. Der Grader kommt uns sogar entgegen, macht freundlich Platz, aber ich mag ihn trotzdem nicht!. Der macht immer so hässliche Erdwälle in der Mitte der Straße. Wir ackern so durch die Pampe, als vor uns ein LKW vor sich hindümpelt. M. steigt auf die Fußrasten und fährt schlitternd über den Erdwall. Und ich? Natürlich nicht. Aber ich kann auch nicht im 1. Gang hinterhereiern, mich voll einsauen lassen, da die LKW’s ja immer mit solch einer Gichtfahne fahren. Ich jammere mal wieder in den Helm, das kann ich nicht, das kann ich nicht, das kann ich nicht… und spingse immer wieder auf den Erdwall. Da kommt meine Chance, der Erdwall ist nur mehr halb so breit und nur noch 15 cm hoch, statt 30-40cm. Auf, und rüber. Geschafft! Am LKW vorbei! Und nu? Nu bin ich auf der falschen Seite im Gegenverkehr. Und jetzt? Zum Glück kommt kein Gegenverkehr, auch nach der Kurve noch nicht. Aber die Bauarbeiterkolonne mit all den Maschinen, die kommt. Bei dem Durcheinander der Spuren finden wir auch zurück auf unsere. Irgendwann unendliche Adrenalinberge später hat der Spuk ein Ende, es gibt wieder normale Käsepiste oder Matsch oder mehr oder weniger tiefen Gravel. Der liebe Gott belohnt unsere Mühen mit einigen Sonnenstrahlen und fast 2 stelligen Temperaturen zum Durchatmen und etwas Auftauen. Aber nur kurz! Wir wollen ja nicht übermütig werden. Schon fängt es wieder an zu regnen und es wird wieder kälter. Da kommt die nächste Baustelle. Himmel, warum ausgerechnet heute? Es steht zwar kein Männchen mit Schild dort, aber die Frau mit WalkyTalky hält uns trotzdem an. Sie erklärt uns die Schwierigkeiten der Baustelle. Jep, wir werden vorsichtig sein und umfahren die Maschinen brav im dicken losen Dreck. Aber auf den Fußrasten im halbwegs trockenen ist dies mit Konzentration auch zu meistern. Gegen Ende sollte der dicke Sand kommen – mein ganz spezieller Freund. Aber da war nur wenig von zu sehen. Glück gehabt! Denkste! Ich trau dem Braten nicht und siehe da, der zweite Teil der Baustelle folgt 10 km später – mit tiefem Sand. Aber was für welchem. Jede Spur, nur breit wie ein Autoreifen, die wir uns aussuchen, führt unweigerlich in tiefen Matsch, Sand oder in den Graben. Es gibt keinen Ausweg. Um uns die Baufahrzeuge, die wohlwollend und sehr geduldig abwarten, bis wir sie passiert haben. Anscheinend wissen sie, dass sie uns am besten die gesamte Breite der Straße (also volle 20 m) überlassen, weil sonst … Patsch (und dann eben noch länger warten, bis die Fuhre wieder aufgehoben ist)! Nein, wir haben es ohne geschafft. Aber meine Jammerei topt wohl noch die von vorher, fällt aber der Zensur zum Opfer, so dass ich lediglich einordne: Der Weg im Grand Teton den Snakeriver entlang mit dem Steilhang im losen Schotter war Level 3 – 4. Diese Baustelle war Level 6, ich besitze aber nur 5! Ich habe es ohne Sturz geschafft. Wieder einmal. Ich weiß nicht wie. Von meistern kann wohl nicht die Rede sein. Manch einer mag vielleicht den Kopf schütteln, aber ohne TKC 80 o.ä. und dann noch voll aufgerödelt ist das ganz schön schwere Arbeit! Vor allem, weil diese verdexten Baustellen hier nicht mal eben einige 100 m lang sind, sondern durchaus mehr als 10 km. Da heil ohne Sturz oder selbst nur ohne Fallen lassen durch zu kommen, ist echt harte Arbeit. 

Irgendwann ist auch diese Baustelle zu Ende und der Teer fängt an, welche Wohltat, auch wenn es wieder regnet. Aber auch der hört irgendwann auf und es wird zweistellig warm. Die Sonne kommt raus und tut uns gut. Alle Anstrengung ist vergessen und wir eilen Watson Lake entgegen. Wir suchen nicht unser Schild, sondern als erstes die Tanke, dort ist auch ein kleiner Supermarkt mit  „Café“ dabei. Es gibt Fuschcappuccino und einmal Gesicht waschen auf der Toilette, dann ist 6 Uhr und alles wird geschlossen. Also raus! 

Auf dem Campingplatz werden die Ketten gespannt (M.’s Job) und das Zelt getrocknet, gesäubert und alles wieder eingehängt (mein Job). Endlich was essen – das erste für heute. Ich weiß, kein Wunder, wenn dann die Hose rutscht, aber heute morgen im Regen? Oder mitten auf der Straße im Regen? Wo hätten wir was essen sollen? Die Camper nebenan sind auch Deutsche, einmal im Gespräch kredenzen sie uns einen heißen Tee uns Kekse! Lecker. So lange auf der Straße zu sein, heißt sich über „Selbstverständlichkeiten“ freuen.

Nu ist es dunkel und wenn wir Glück haben, werden wir heute Nacht Nordlichter zu sehen bekommen – wenn wir denn überhaupt aus dem warmen Zelt gekrabbelt kommen. Vielleicht siegt doch die Müdigkeit… Wir werden sehen. Gute N8

B.

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