Fr. 14.8.15
Wir sind über Beaver Creek nach Alaska (zum 2. Mal) eingereist. Der Zollbeamte in Kanada war nicht zu sehen, der in Amerika nahm dafür seine Aufgabe äußerst ernst. Er sah in den Pass und fragte neben dem üblichen (wie lange, wohin, Feuerwaffen…) wann wir wieder in Deutschland wären. Huhhh, vielleicht Juni nächsten Jahres. „But your Visum is only valid until December 31.“ Ja, weiß, ich, aber wir wollen nach Südamerika und das braucht auch ein halbes Jahr. Aber das Visum ist nur bis zum 31. Dezember. Ja, und?! Weiß der Mann nicht, dass zwischen USA noch ganz Zentralamerika liegt, dass ich VOR dem halben Jahr Südamerika durchfahren muss? Also bleib mal locker, Mann! Sollte ich an diesem Tag noch in den USA verweilen, hab ich weiß Gott andere Probleme, als das Visum.
Wir wollen zum Denali, trotz Zwischentanken wird es eng mit dem Sprit. Es hätte vermutlich gereicht, aber wir wollen sicher gehen und suchen eine Tanke. Mehrere sind aufgegeben, obwohl sie in meinen NAGELNEUENm teuren Garminkarten aufgeführt sind. Andere schon geschlossen, wieder einer ist „running out of fuel, sorry’“. Endlich Benzin gefunden, sind 200 km verbraten, 2 Std. Fahrt umsonst und insgesamt über 600 Tageskilometer, aber vor allem Fahrt in die falsche Richtung. Dann noch ein Campingplatz (der einzig verfügbare) für stolze 15 Dollar, dafür aber ohne Trinkwasser und mit Plumpsklo. Ich hab den Kaffee auf. Schon halber Weg Richtung Anchorage drehe ich nicht noch mal um, um den blöden Denali Berg zu sehen. Ich habe es versucht, sollte nicht sein. Gut is. Aber M. will unbedingt dahin. Einzige, pragmatische Lösung: Ich rechts herum 300 km direkt nach Anchorage, vorbei an den frisch beschneiten Gipfeln der Berge, die mich bis nach Anchorage begleiten.
M. fährt links herum 700 km über Denali Highway nach Anchorage. Der Denali versteckt sich hinter den Wolken und ist nicht zu sehen, dafür aber eine Elchkuh.
Ausblicke vom Denali Hwy auf die Alaska Range
Ich dagegen bin schon mittags in Anchorage und sondiere die Lage: Ich organisiere den Campingplatz und die Registrierung beim Harleyhändler. Jep! Bei der Konkurrenz. Der ist weltberühmt, denn schon in Deutschland hörten wir von ihm, weil jeder Biker dort sein Zelt kostenlos auf der Wiese nebenan aufschlagen kann und sogar WC und Dusche zur Verfügung stellt. Außerdem besorge ich neue Reifen in Fairbanks, denn hier ist alles ausverkauft. Die sind so nett in dem Reifenladen, dass sie traurig sind, mir nicht mit Reifen weiterhelfen zu können, dass sie sich darum bei der Konkurrenz bemühen. Als „Entschuldigung“ bitten sie mich, uns in das Gästebuch einzutragen und laden einige Std. später zur Party ein, „wenn ich hungrig sei“. Natürlich bin ich hungrig. Immer! Ist doch klar! Was kann man einem Traveller besseres bieten, als etwas leckeres zu essen, was er nicht selber brutzeln muss???? Für Kost und Logis war also gesorgt. (Der Aufbau des Zeltes entfällt für mich, denn das hat M. ja auf seinem Bike.) So kann ich mich getrost der Party widmen, während M. seiner Aufgabe walten muss, ätschibätsch! Den Abend beschließen wir (satt und drüsch!) gemeinsam mit wunderbaren Inputs der Reisegruppe aus Neuseeland, die mit gemischten Bikes schon in Pruedoebay waren und (teilweise) ebenso wie wir auf dem Weg nach Ushuaya sind. Sie machen mir Mut, bis wirklich ganz nach oben zu fahren. So weit gereist und kurz vorher kneifen? Bloß nicht! Das sei nicht nötig, weil der Weg nach Coldfoot nicht leichter ist, als der weiter nach Prudoebay. Dann könnte ich auch durch bis hintenhin fahren. Das will ich dann auch versuchen.
Vorher aber genießen wir einen Tag Ruhe in Anchorage, die Stadt, ein bisschen Zeit für sich, vielleicht morgen einen Ausflug mit dem Bööötchen (hoffentlich hält sich das Schaukeln in Grenzen) zu den Gletschern und Walen…
Bis bald VGB