Do, 28.1.16
Heute morgen machen wir uns ohne Frühstück gleich auf zu Touratech – Peru. Wir haben zwar einige e-mails hin und her geschickt, aber wir wissen nicht, ob sie uns nun die Reifen reserviert haben oder nicht. Auch wissen wir nicht, ob sie Ketten und Ritzel für uns haben. Touratech ist laut Fazebuk auf Tour nach Ushuaia und erst in 2 Wochen zurück. So schnell??? Wow! Wir brauchen wohl was länger.
Der Verkehr dorthin ist mörderisch. Wir sind echt heilfroh, als wir ohne große Schäden hier ankommen. Man kann nicht genug Augen und Ohren rundherum haben. Einmal hab ich im Trubel des Stopp and Go in den Rückspiegel geschaut, wo M. ist, als vor mir das Auto plötzlich in den Stillstand bremste. Ehe ich meine Fuhre ebenso stehen hatte, hat mein Slick vorne seine Stoßstange touchiert. Auch noch eins von den unzerbeulten Autos. Mist. Er hält an, steigt aus, wischt mit der Hand drüber – nix weiter passiert. Gott sei dank nimmt er meine Entschuldigung an, ermahnt mich, die Augen auf zu machen und steigt wieder ein. Natürlich nicke ich. Als ob ich nicht aufpassen würde. Aber ich bin dieses „Recht des Stärkeren“ nicht gewohnt. Hier gönnt niemand dem anderen auch nur einen Zentimeter Platz. Man zwingt mich durch Schlaglöcher, an den Rand, zu Vollbremsungen und zu Ausweichmanövern der übelsten Art.
Bei Touratech angekommen sind unsere Reifen noch da. Genau 4 Stück auf Lager, yeah! Und der Mechaniker kann sie auch heute Nachmittag einbauen, noch mehr yeah!!! Und nach einiger Recherche gibt es auch die gewünschten DID-Ketten irgendwo in einem anderen Geschärft auf Lager. Himmel sei Dank! Was haben wir für ein Glück.
Das einzige, was fehlt, ist ein Kettenblatt vorne. Das gibts hier nur einmal. Ok-nehmen wir das von BMW – wenn es denn da ist. Auch das gibt es und wird per Paket hierher gebracht. Nur die Ketten nicht. Wir schauen uns an und keiner will aufs Mopped quer durch die ganze Stadt. Den einzigen Weg, den ich persönlich noch in Lima fahre, ist auf direktem, schnellstem Weg raus aus der Stadt. Und nu? Nehmen wir doch ein Taxi!!! So chauffiere ich in netter Gesellschaft eines wahren Fahrkünstlers quer durchs erstaunlich saubere Lima. 2 mal denke ich, jetzt krachts und ich D-land hätte es mit Sicherheit auch gekracht. Aber hier passiert nichts. 10 cm Platz ist noch zwischen den Autos und ich hab mich furchtbar erschreckt. Aber der Fahrer sagt nur ein sanftes „ej“, hebt fragend die Hand und weiter gehts. Ich bewundere seine Geduld, seine Ruhe und sein sicheres Auge für Lücken, Ausmaße und Tempo. Ich fühle mich in seinem Auto sehr sicher. Niemand schimpft hier den anderen an. Solche gibt es hier zwar auch, aber die sind selten. Die meisten hupen nur kräftig, mehr aber auch nicht. Sie haben die Ruhe weg.
Lima beeindruckt mich, wenn auch nicht durch besondere Schönheit, aber durch Sauberkeit. Wie geht das denn? Zuletzt waren wir doch in so einer zugemüllten Stadt im Norden von Peru. Aber hier liegt nirgends Müll rum, keine Flaschen, keine Tüten, sogar Straßenkehrer sehe ich. WOW! Ich bin echt beeindruckt. Solch einer Metropole mit solch einem chaotischen Verkehr hätte ich durchaus ebensolche chaotischen Verhältnisse zugetraut. Aber weit gefehlt. Hochhäuser sind hier rar gesägt. Meist 2 – 3 stöckig oder vielerorts auch einstöckig.
Touratech hat eine wunderbar aufgeräumte und saubere Werkstatt. Viel zu sauber für unsere dreckigen Moppeds. Die müssen erstmal unter die Hochdruckdusche. Ups. Die Farbe der Moppeds ist ja ROT! Wann die denn zuletzt sauber gemacht worden sind? Zum Glück können wir vor 3 – 4 TKM angeben, in der letzten Inspektion in Medellin. (Puh!) Der Rüffel wäre uns sicher gewesen. Der Canyon war so staubtrocken und deckte sie mit einer beige-braunen Schicht ein. Für uns ist die aufgeräumte Werkstatt ein gutes Zeichen und seine Arbeit bei offener Tür, zu der wir jederzeit Zugang haben und zuschauen können, lässt unser Vertrauen wachsen.
Beim Bezahlen schenkt man uns die beiden T-Shirts mit eigenem Aufdruck und 2 Aufkleber. Danke, wir sind sehr stolz darauf. Die hat nicht jeder, selbst viele Reisende machen um Lima einen großen Bogen herum.
Morgen also mit neuen Schuhen und neuer Kette!
VGB