Fr. 4.9.15
Herrlich!!! Sonne!!! Warm!!! See und drin badende Kinder…. Heute morgen waren es 2 ganze Grad plus! in Worten: Zwei!!! Jetzt sind es 19 und wir liegen in der Sonne, holen etwas Schlaf nach und vertrödeln die Zeit. Irgendwann lässt uns Kindergeschrei, das an uns vorüberzieht, aufmerken … und die ganze Meute auch wenig später wieder zurück. Ein Kindergeburtstag! M. nickt zustimmend: „Hm, und das wird auch nicht das einzige mal bleiben“ . Stimmt. Als die Wasserpistolen ausgepackt werden, ist es Zeit, das Weite zu siechen, ehe wir zwischen die Fronten geraten. Vorher entledigen wir uns noch zwei Lagen Klamotten und wollen über Houston nach Lake Fraser. Das sind nur ca 200 km entfernt, die sitzen wir auf einer A.backe ab 😉
Aber ich wollte euch doch von den Abenteuern erzählen: Wir sind in den letzten 2 Wochen vor dem Winter geflohen, haben soviele km wie möglich nach Süden abgenudelt. Das hat den netten Effekt, dass es hier tatsächlich meist wärmer ist – zumindest tagsüber – und die Wälder noch nicht so herbstlich gefärbt sind. Aber es hat noch einen weiteren Effekt, den ich nicht auf dem Schirm hatte und der uns gestern zum Verhängnis geworden ist: Es ist hier sehr viel früher dunkel – und zwar schon um 9 Uhr abends. Nach dem Einkaufen und dem Kaffeetrinken bei MCD mussten wir erst noch einen Campingplatz finden. Wir dachten, da wären hier gleich 2 zur Auswahl. War aber nicht so. Wir finden keinen und plötzlich bricht die Dunkelheit rein. Wir wollen wenigstens einen Rastplatz nehmen, die Schilder zeigen, rechts abbiegen, links, abbiegen, 2 km hier entlang, 2 km da entlang, aber nix finden wir. Wir fahren in irgendeine Seitenstraße (ungeteert rein). Die Abzweigungen führen immer zu irgendwelchen Privathäusern, bis ganz zum Schluss ein Wendeplatz erscheint. Sackgasse. Na, dann bauen wir eben hier das Zelt auf. Gesagt, getan. Ich warte schon darauf, bis irgendeiner nachschauen kommt, weil unten Hundegebell zu hören ist. Aber es kommt keiner. Mit schlechtem Gewissen ob des Wildcampens koche ich im Dunkeln mit Stirnlampe 10 m weiter – der Bären wegen. Vielleicht sind die ja auch hier in der Gegend. Unseren Müll und die Kochtöpfe lagern wir in der wasser- und luftdichten Ortliebrolle. Alle Essensrest gut im Alukoffer verstaut. Aber ich traue mich nicht, mein Mopped damit 10 m weiter weg zu stellen. Nicht, dass sich die Besitzer daran aufregen und uns doch noch wegjagen. Es wird zu kalt, den Nachtisch gibts im Zelt. Die Nacht verbringe ich mehr schlecht als recht, höre ich doch die Wölfe aus drei verschiedenen Richtungen jaulen. Oje, auch das noch. Die sollen doch eigentlich noch scheuer sein als Bären. Aber um halb 7 scheuche ich M. aus dem Zelt nachschauen, ob Bären da sind. Nee, keiner da. Glück gehabt. Wir fangen an Kaffee zu kochen. Da kommt der Nachbar mit Hund und Machete auf uns zu. Er wollte eigentlich nur Gassi gehen und bot uns gleich einen Kaffee an. Dankend lehnen wir ab, haben wir unseren fast fertig, aber das Angebot zu spülen nehmen wir gerne an. Wir kommen nett ins Gespräch und er sagt, dass hier ständig „all the time“ Bären sind, er beruflich damit zu tun hat, aber wenn wir kein Essen im Zelt hätten, wären die Bären eigentlich nicht auf Ärger aus. Also alles richtig gemacht. Übrigens wären hier Wölfe ungewöhnlich, aber vielleicht hätten wir Kojoten gehört? Stimmt, das Heulen war irgendwie anders. Also Kojoten, die gehen normalerweise nicht auf Menschen, reißen „nur“ Hunde.

Patrick, der nette Nachbar mit dem wunderschönen Haus mit Seeblick vom Sessel, der über die „Wölfe“ aufklärte
Wir wärmen uns gerade am Kaffee – wie gesagt 2 Grad, und alles an was geht – da kommt der zweite Nachbar mit Hund vorbei. Auch mit ihm kommen wir nett ins Gespräch als er plötzlich auf die schwarze Ansammlung dort hinten in 200 m Entfernung hindeutet. Oh shit, Bären. „I think it’s a mother with her cubs, maybe two or three“. Es war eine Bärenmutter mit ihren 3 (!!!) kleinen Bären. M. stürzt sofort auf die Kamera. Ein Kleines versucht den Telegrafenmast hochzuklettern. Keine gute Idee, er solle lieber einen Baum nehmen. Sie tollen herum, die Mutter kommt näher und näher. Hm… vielleicht sollte ich mal den Motor anmachen. Nix passiert. Aber der Nachbar meint, er müsse nun zur Arbeit und er schreitet forschen Schrittes laut seinen Hund rufend auf die Bären zu. Tatsächlich. Sie verkrümeln sich. Sie suchen keinen Ärger, wollen lieber ihren Frieden. Boah ej, wir haben Bilder von einer Mutter mit 3 kleinen Bären. Das ist so selten, dass eine Mutter 3 Kleine hat und die auch noch durchbringt!!! Wahnsinn.

Mutter Bär zieht ab und alle trotten hinterher, der Nachbar biegt gleich rechts den Weg hinunter ab. Er weiß genau, was er tut.
Der 2. Nachbar kommt im Anzug mit Auto wieder. Er bringt uns ein Glas selbst gemachtes Apfelgelee mit, als Gruß von seiner Frau und bietet uns noch das Duschen an. Echt der Hammer!
Kein Wunder, dass wir hier in so netter Gesellschaft einfach nicht loskommen. Direkt am See gelegen ist dieser Ausblick einfach unbezahlbar.
Irgendwann sitzen wir doch auf, als direkt am Ortseingang wieder ein Schwarzbär die Straße kreuzt. Wir bremsen natürlich sofort, aber auf der anderen Seite ist ein Maschendrahtzaun, der Bär versucht drüber zu klettern, geht aber nicht, er überlegt kurz, ihm ist der Weg entlang des Zauns zu heikel, da dreht er einfach um und läuft zurück – in Richtung M. Mir bleibt das Herz stehen. Aber der Bär hat mehr Angst vor dem Mopped, als umgekehrt und so ist alles gut.