Do, 27.8.15
Es hat mal aufgehört zu regnen. Den ganzen Morgen lang! Tatsächlich! Wir können das gut gebrauchen, da wir nach der Generalinspektion unserer Sachen und Grundreinigung der Kleider und Bikes alles wieder neu verstauen müssen. Da es nicht warm werden will, ziehe ich meine Merino-Sachen und die warme Motorradleggings, (meine beiden wärmsten Leggings) und das langärmelige Merinohemd, noch ein weiteres Shirt und meine Heizweste unter die Motorradkluft an. Zwiebelmuster und Michelinfrauchen. Auch die Regenhose noch drüber, aber es wird einfach nicht warm. Bei konstanten 4 bis 5 Grad, bisweilen leichter Regen und Seitenwind kühlt man einfach aus. Warum ich die Heizweste nicht anmache? Weil wir festgestellt haben, dass in Missoula die BMW-Schrauber unsere Anschlüsse dafür irgendwo verbaut haben. Da müssen wir erstmal auf die Suche nach gehen. aber bestimmt nicht bei der Kälte im Regen.
Wir fahren die 20 km zum Nordpol. Jep, so nah sind wir dran… okee okee „North Pole“ schreibt sich das. Hier wohnt der amerikanische Weihnachtsmann an 365 Tagen im Jahr, die heutigen Temperaturen sind auch schon weihnachtlich – und das im August. Wir geben unseren Weihnachtswunsch ab (ich wäre Weihnachten gerne in Südamerika ;-)…) und setzen uns noch nicht auf Santa Clausens Schoß, es ist für mich einfach noch zu früh!!!
Es wird also Zeit „auf Wiedersehen, Alaska“ zu sagen. Alle Welt bricht gen Süden auf, die Campingplätze machen nach und nach alle zu, die Temperaturen sinken rapide auch in Fairbanks und überall schneit es schon rund herum. Auf dem Weg nach Tok letzte Nacht zum Beispiel. Wir kommen da vorbei und sehen die weißen frisch beschneiten Bergspitzen. Kein Wunder, wenn es so kalt ist.
In Delta Junktion ist der Alaska Highway zu Ende. Im Visitorzentrum wärmen wir uns ein wenig auf, lehnen den angebotenen, abgestandenen Kaffee aber dankend ab. Da es sonst nur eine Drive-thru-Kaffeebude ohne Windschatten gibt, fahren wir nach ein paar Bildern weiter. Es sind „nur“ noch 110 Meilen, aber die ziehen sich, so dass ich In Tok angekommen, als allererstes eine Tanke anstrebe, weil die meist etwas warmes zu trinken haben. Wir bekommen sogar einen richtigen Cappuccino mit blueberry-muffin und Sprit. Herrlich!!!! Noch nicht ganz aufgegessen gibts einen Knall und alle Lichter gehen aus. Stromausfall, schon der 2. heute, wegen des starken Windes. Alle kommenden Kunden müssen Waren cash zahlen und kriegen keinen Sprit, weil die Pumpen PC-gesteuert sind und der braucht Strom! Nix geht mehr. Glück gehabt!
Wir fahren zum nahen Biker-Campingplatz Tomphsons eagle claw motorcycle park und beziehen eine Hütte. Im Zelt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und morgen das Zelt nass einpacken? Nein danke! 40 Dollar sollten drin sein. Wir haben manches mal für einen Zeltplatz 35 Dollar gezahlt! Also was soll’s. Es ist mit soviel Liebe zum Detail und Herzblut gestaltet, nett gemacht, damit man/frau sich wohlfühlt.
Auf dem Platz ist gerade die große Abdeckung über dem Feuerplatz fliegen gegangen. Sie hat nur 3 Monate gehalten, war nagelneu und sollte den Bikern als Regenschutz dienen. Die Besitzerin ist ganz geknickt. 150 Dollar Anschaffung und 100 Dollar Aufbau versenkt. Mist. Zwei weitere Bäume haben dem Wind nicht standgehalten und ich bibbere um unsere bikes. Aber man kann nur hoffen, dass weder der Wind unsere beiden umschmeißt, noch ein Baum drauf fällt. Also lieber Gott, wir waren sehr brav und wenn es unbedingt sein muss, dann vertage den Wind doch bitte auf morgen, wenn wir schon weiter gefahren sind. Danke!
B.