Grand Teton Nationalpark

So, 26.7.15

Morgens 6.00 Uhr, 0 Grad (richtig gelesen Null!) Das Thermometer klettert auf 30 °C. solche Temperaturschwankungen machen M. schwerer zu schaffen als mir. Wir verlassen den Yellowstone Richtung Süden und kommen in den Grand Teton. Die Berge rechts und links begleiten uns auf der einzigen Straße. Es soll eine Gravelroad entlang des Flusses Snakeriver (der ist über 1700 km lang) sein vor dem herrlichen Gebirgszug Teton. Schon bei der Einfahrt denke ich, na, das wird sicher kein Spaziergang. Nach einigen km ist dort ein Abzweig nach rechts, scheint aber in einer Sackgasse zu landen. Das Navi kennt den Weg geradeaus weiter nicht, der uns auch in die falsche Richtung führt. Wir drehen, und ich sehe vor mir die 3 Bodenwellen mit losem Kies und den dicken Steinen am Anfang. M. fährt die 15 m einfach hoch, auch wenn das Hinterrad auskeilt. Mich versetzt das in Alarm, vor allem, weil M. gleich mit der Kamera erscheint. Meinen folgenden Kommentar geb ich lieber nicht wieder. Auch wenn ich diese Stelle mit Bravour meistere, so bin ich doch furchtbar aufgeregt und gleichzeitig gibt es mir wieder ein Stück Sicherheit und Vertrauen in diese Reifen.

Wir hoppeln weiter über den Weg, der mit dicken Steinen „gepflastert“ ist. Ausweichen geht nur selten, weil flächendeckend bestückt. Natürlich verlieren wir hin und wieder unser Gepäck stückweise. Zum Glück bemerken wir es immer rechtzeitig und sammeln alles wieder ein. Den Fluss haben wir noch nicht zu Gesicht bekommen. Er liegt unten im Flusstal in 200 m Entfernung und versteckt sich hinter Bäumen. Dafür sehen wir aber eine riesige Bisonherde.

Endlich – es wird uns ein Blick auf den Fluss gewährt. Und kein anderer Mensch weit und breit, kein Auto, niemand. Klasse! Weiter gehts. Plötzlich ein sehr steiler Anstieg, 100 m lang, mit dickem, losen Kies und noch dickeren Bodenwellen. M. wartet am Fuß auf mich. Und da soll ich jetzt hoch? Wir steigen ab, besichtigen erstmal die Strecke. Schweißgebadet und außer Atem erklimmen wir den Anstieg. Die Bodenwellen sind zwar sehr tief, aber weit gezogen, also machbar. Wir wollen es wagen und erstmal nach dem tiefen Kiesbett zu Beginn eine kleine Trinkpause einlegen, um zu entscheiden, wer zuerst fährt. (M. fährt meist vor, erkundet das Gelände. Wo er fährt, fahre auch ich. Aber wehe, wenns schwierig wird, dann klappern bei mir die Nerven.) Also was tun? Tiefer Kies, langsam anfahren, und auf Zug und mit weitem Blick nach vorne Vorderrad tanzen lassen, nur nicht vom Gas gehen und durch bin ich. Einmal allen Mut zusammen genommen, entscheide ich kurzfristig, einfach weiter zu fahren und es nach oben zu versuchen. Auf halben Weg hat das gerade vorher fahrende Auto die anvisierte Spur umgegraben. Ich komme nach links in den noch tieferen Kies, schaffe es aber, mich an den sicheren Rand zu retten, die Bremse des Vorderrades hält aber im Kies nicht und die Fuhre rutscht rückwärts. Motor abwürgen und erstmal verschnaufen. Wo ist M? Noch unten. Kommt er hoch und rettet mich? Nee, er zieht seinen Helm an (klar wollte er mir helfen, aber anders als ich dachte.) Was mach ich nun? Komm schon Baby, konzentrier dich. Hält das Vorderrad, wenn ich die Kupplung ziehe? Jep, dann kann ich ja wieder den Motor starten und schauen, ob das Hinterrad Grip hat. (Vorderradbremse halten,vorsichtig Gas geben und Kupplung kommen lassen. Hat man Grip, geht die Federung hinten nach unten. Ansonsten würde das Rad anfangen durchzudrehen. – nur für die, die das nicht wissen). Jep, Grip habe ich auch, also Bremse lösen und auf die Fußrasten und hoch! Geschafft, braves Mädel! Die Maschine wird mir immer vertrauter.

Für diese Arbeit werden wir mit einigen herrlichen Blicken auf einen wunderbar mäandernden Fluss entschädigt. Stolz wie Oskar bin ich dennoch froh, als wir nach 25 km stehender Rüttelei endlich wieder sitzender Weise auf Straße unsere Reise fortsetzen und nach 320 km Tagesetappe in Idaho ankommen, wo wir am Fluss campieren und uns bei einsetzender Dunkelheit schnell vor den stechenden Viechern  ins Zelt retten und früh schlafen gehen. Was war das doch im Yellowstone schön, wo wir auf 2000 m Höhe davon verschont waren….

Schönen Sonntag noch

Eure B.

P1020048 7500 km bis hierher, 5000 (in einem Tag weniger) waren geplant, wir liegen gut in der Zeit, machen aber viel mehr km. Mal sehen ob das so bleibt.

P1020047 SnakeriverP1020036 P1020034Sieger!!! (fragt sich nur wer hier wen besiegt hat ;-)…)

Mo 27.7.15

Langweiliger Fahrtag nach Missolula mit vielen Geradeaus-km zum BMW Händler – hab ich gedacht. Pustekuchen. Wir starten bei 17 °C morgens um 9, aber nach 30 km kündigen dicke ausfransende Wolken Regen an. Hier in der Halbwüste, wo jeder trotzdem den Rasen sprengt? Na, gut, Regensachen an und sicherheitshalbe noch ein langes Pullöverchen drunter. Es kommen tatsächlich nur ein paar Tropfen, aber es wird kalt und kälter. Ich verstecke mich hinter dem Windschild, aber es wird einfach nicht wärmer. Bis auf 5 Grad geht es runter. Ich friere und überlege, anzuhalten um noch ein Pullöverchen anzuziehen. Aber dafür den ganzen Prüll ausfrimmeln und wieder an? Nein, weiterfrieren, es wird sicher gleich warm. Nein, wird es nicht. Doch anhalten? Nein, zu lästig… Dieses hin und her mache ich eine Std. lang mit, bis ich wirklich durchgefroren bin, M. mich auf diesen unfassbaren Umstand aufmerksam macht (s. Bild) und mir in 8 Meilen einen Ort mit 100 Einwohnern und SICHERER Tanke zum Aufwärmen verspricht.

_MG_8580Jep, der erste Neuschnee für diesen Winter!

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